"Eigentlich wollte ich Rockstar werden"

Von Pascal SteinwachsLex Kleren

Marion Thill ist hierzulande bekannt wie ein bunter Hund, wobei das mit der Buntheit bei ihm ob all seiner Tätowierungen auch anderswie zu verstehen ist. Der Mann ist zudem ein faszinierender Gesprächspartner, mit dem wir für dieses Porträt tief in dessen Vergangenheit reisen.

Der bekannteste Tätowierer aus Luxemburg ist eigentlich gar kein Tätowierer. Das ist doch mal ein guter erster Satz! Der bekannteste Tätowierer aus Luxemburg ist nämlich Piercer. Sein Tattoo- und Piercingstudio One More Tattoo (and Piercing) feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum. Damit ist Marion Thill genau doppelt so alt wie sein Studio im hauptstädtischen Bahnhofsviertel, das wir an einem sonnigen Vormittag besuchen.

Marion Thill war bis vor kurzem auch Präsident der 2018 gegründeten Confédération Hair Beauty and Tattoo Guild, die ihrerseits Teil des Handwerksverbands ist; aktuell ist er wieder einer ihrer beiden Vizepräsidenten. Thill ist aber noch viel mehr und hat eine Biografie, die bei anderen Menschen wahrscheinlich für mehrere Leben reichen würde, wie wir im Laufe des Gesprächs feststellen, obwohl wir ihn aus früheren Zeiten aus dem Nachtleben kennen, wo wir uns immer mal wieder über den Weg gelaufen sind.

Marion hat ein beeindruckendes Erinnerungsvermögen und ist ein derart enthusiastischer Geschichtenerzähler, dass wir unsere Fragen, die wir uns stichwortartig auf einem Blatt notiert hatten, nicht einmal rausnehmen müssen.

Bevor wir miteinander sprechen, zeigt uns Marion aber erst einmal sein Studio, das uns, die wir weder tätowiert noch gepierct sind, allerdings ein klein bisschen einschüchtert. Hat man die Eingangshalle passiert, in der sich neben den üblichen Totenköpfen und ähnlichen Objekten unter anderem auch ein Schrein befindet, wie sie in Thailand praktisch in jedem Haus vorhanden sind, um den Hausgeist bei Laune zu halten, dann kommt man in die beiden Räume, in denen tätowiert wird.

Alles ist klinisch sauber und erinnert uns irgendwie an eine Arztpraxis oder sogar an einen Operationssaal, wobei dort höchstwahrscheinlich aber eher kein Black Sabbath als Hintergrundmusik laufen würde. Genauso peinlich sauber ist es im Untergeschoss, das über eine Wendeltreppe zu erreichen ist, und wo die Piercings gemacht, aber auch die Tattoosünden weggelasert werden. Hygiene wird hier jedenfalls großgeschrieben.

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