Editorial: Dubioses Szenario
Von Audrey Somnard, Lex Kleren Für Originaltext auf Französisch umschaltenEin verzweifelter Regisseur, eine sehr hilflose Institution, eine zerrissene Produktionsfirma – das sind die Zutaten für eine Geschichte, die die kleine Welt des luxemburgischen Films erschüttert hat.
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Es ist ein Milieu, in dem mehr als anderswo in Luxemburg jeder jeden kennt, jeder mit jedem arbeitet und es schwer ist, jemanden zu kritisieren, mit dem man in Zukunft zusammenarbeiten könnte. In diesem geschlossenen Milieu fällt es Zungen sehr schwer, sich zu lösen, und es fällt schnell auf, wenn eine Journalistin zu "schnüffeln" beginnt.
Das luxemburgische Kino könnte ohne die Zuschüsse des Film Fund nicht überleben. Die öffentliche Einrichtung fungiert als Platzhirsch der Branche, beurteilt die eingereichten Projekte und erstattet großzügig die bewilligten Ausgaben, damit das "Made In Luxembourg" international glänzen kann. Dies ist ein erklärter Wille der Regierung und alles ist in diesem Bereich transparent. Um im Land zu existieren, müssen die Projekte dem Film Fund gefallen, der letztlich der einzige Richter in dieser Sache ist. Aber der staatliche Geldgeber ist nicht alles, und Geld im Ausland zu beschaffen ist auch eine ständige Sorge der lokalen Produktionsfirmen, die sich mit der immer härteren Konkurrenz auf internationaler Ebene auseinandersetzen müssen. Und das alles in einem Kontext, in dem die unabhängige Filmszene Mühe hat, sich einen Platz in den Kinosälen zu sichern. Wenn andere auf den Film setzen, wird das Risiko um ein Vielfaches gesenkt und die Chancen auf ein gutes Abschneiden steigen.
In dieser Situation versucht der Künstler Alain Tshinza, sein Dokumentarfilmprojekt Boxing Stories am Leben zu erhalten. Er trat mit Schwung in den Ameisenhaufen, indem er die chaotischen Zustände in der Produktionsfirma, die sein Projekt betreut hatte, enthüllte. Verschiedene Akteure schoben einander die Schuld in die Schuhe, erstatteten Anzeige bei der Polizei und beschimpften einander, so dass die Stimmung eindeutig schlecht war. Es ist schwierig, sich zurechtzufinden, wenn sich die Versionen von einem Gesprächspartner zum anderen so stark unterscheiden, dass selbst der Film Fund, der eigentlich als neutraler Schiedsrichter in dieser Geschichte fungieren sollte, durcheinander gerät. Es musste zweimal nachgefragt werden, ob das Projekt Boxing Stories als Produktion eingereicht worden war. Ein technisches Detail, das den Unterschied ausmacht: Das Projekt wurde in der Software der Institution eingereicht, aber nicht von einem ausführenden Produzenten freigegeben. Es wurde also eingereicht, aber nicht freigegeben. Der Teufel steckt immer im Detail.
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