Roses Revolution, Orange Week, Welt-Aids-Tag, Internationaler Tag für Menschen mit Behinderung … Ein Aktionstag jagt den nächsten. Fast jeder Tag im Kalender ist ein internationaler Gedenktag. Doch brauchen wir wirklich für jedes Anliegen einen eigenen Tag, oder riskieren wir damit, dass wichtige Themen in einem Gewirr aus symbolischen Gesten untergehen?
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Heute ist der 5. Dezember. Das ist gleichzeitig der internationale Tag des Ehrenamts und der internationale Tag des Bodens. Weitere Recherchen ergeben auch noch kurioses wie den internationalen Tag des Ninja und den Badewannen-Party-Tag.
Wer als Journalist*in arbeitet, wird von ihnen verfolgt. "Haben wir das?", fragte mich früher die Chefredaktion. An dem jeweiligen Aktionstag brauchte es einen Bericht über den Status quo, die Forderungen für eine bessere Zukunft und, ganz wichtig, Erfahrungsberichte von Betroffenen. Mehr als einmal bekam ich damals das Feedback von ebenjenen Betroffenen, dass sie sich über mehr Aufmerksamkeit an allen anderen Tagen des Jahres freuen würden. Stattdessen wurden sie am Aktionstag von drei verschiedenen Journalist*innen interviewt, nur um sich dann wieder ein Jahr ignoriert zu fühlen.
Aktionstage haben eine unbestreitbare Daseinsberechtigung. Sie bringen Medien und Politiker*innen sowie die ganze Gesellschaft dazu, Dinge anzusprechen, die bis dahin zu oft ignoriert wurden. Diskussionen werden angestoßen, Probleme werden sichtbar gemacht und Betroffene werden gehört und unterstützt.
Ein Beweis für diese Wirkkraft ist einer der ersten weltweiten Aktionstage: Der Internationale Frauentag, der 1911 ins Leben gerufen wurde. Seitdem hat er viel dazu beigetragen, die Anliegen der Frauenbewegung sichtbar zu machen. Obsolet ist er heute nicht, denn es ist noch Luft nach oben. Aber über Frauenrechte gesprochen wird – zum Glück – nicht mehr nur an dem einen Tag. Der Fortschritt, den Frauenrechte seitdem erlebt haben, zeigt, dass solche Tage eine echte gesellschaftliche Funktion erfüllen können.
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