Dort, wo Entscheidungen gemeinsam getroffen werden

Von Laura TomassiniGilles Kayser

Bürgerpartizipation rückt immer öfter in den Mittelpunkt lokaler Entscheidungsprozesse. Wie gut Beteiligung seitens der Bevölkerung funktioniert, wo ihre Grenzen liegen und was Gemeinden noch alles lernen müssen, das erproben derzeit gleich mehrere Kommunen des Landes.

"#mertzig4all – eng Gemeng fir jiddereen" (eine Gemeinde für alle, d. Red.), so lautet seit 2019 das Motto der Gemeinde Mertzig. Wie auch andere Gemeinden des Landes hat sich diese in den vergangenen Jahren dazu entschieden, seinen Bürger*innen öfter mal das Wort zu überlassen, dies durch die Möglichkeit der Partizipation – Bürgerbeteiligung, wie es im gängigen Gebrauch heißt. Im Rahmen eines LEADER-Projektes, kurz für die EU-Initiative "Liaison Entre Actions de Développement de l'Economie Rurale", ließ sich die Kommune nach internationalen Standards bilanzieren und erhielt so als erste Gemeinde Luxemburgs das Zertifikat der Gemeinwohl-Gemeinde.

"Wir sind durch Zufall auf das alternative Wirtschaftsmodell der Gemeinwohl-Ökonomie gestoßen und als ich mein Mandat vor sechs Jahren antrat, haben wir das Projekt direkt in Musik umgesetzt", erinnert sich Bürgermeister Mike Poiré. Das Prinzip des Gemeinwohls basiere auf gleich mehreren Werten, die jeweils den Menschen in den Mittelpunkt stellen und somit Bürgerbeteiligung verstärkt fördern. Eine willkommene Devise in der ländlich angesiedelten Gemeinde, in der Nachbarschaft und Miteinander im Alltag großgeschrieben werden.

Eine Basis für kommende Projekte

Während bereits zuvor kleinere Projekte Ansätze von Bürgerbeteiligung beinhalteten, lieferten den Startschuss der neuen Partizipationsära gleich mehrere Einführungs- und Ideen-Workshops zwischen Januar und September 2020, zu denen die gesamte Bevölkerung Mertzigs eingeladen wurde. "Wir haben von unterschiedlichen Berührungsgruppen zu verschiedenen Themenfeldern Input gesammelt, um zu hören, wie sich die Gemeinde in ihren Augen in Zukunft weiterentwickeln soll", so Poiré. Privatpersonen, Firmen, Vereine, Gemeindepersonal: Sie alle durften ihre Wünsche bei diversen Veranstaltungen äußern und sich so aktiv an der künftigen Entwicklung ihres Heimatortes beteiligen.

Die Resultate der Workshops sind in einen zweisprachigen, 70 Seiten langen Bericht eingeflossen, der aufgeteilt in 25 Kapitel sowohl den aktuellen Ist-Zustand Mertzigs bewertet, gleichzeitig aber auch Anregungen für die politische Agenda der Gemeinde liefert. Mit Fotos der bei den Veranstaltungen entstandenen Plakate, einer Auflistung bereits vorhandener Maßnahmen, Plänen für die Zukunft sowie der Bewertung nach der Gemeinwohl-Matrix führte der Bericht nicht nur zum Erhalt des Gemeinwohl-Zertifikats, er soll vor allem als Basis dienen, um fortan bei jedem Projekt in Mertzig Partizipation zu fördern.

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