Die Phallus-Falle

Von Misch Pautsch

"Mehr Männlichkeit" ist seit jeher ein rechtsextremer Kampfschrei. Dass die aktuelle Auslegung zwischen Kettensägen, Boyband-Verboten und Rufen nach "mehr maskuliner Energie" kaum von Satire zu unterscheiden ist, schreckt die Zielgruppe nicht ab. Wir haben mit Autor Tobias Ginsburg und Infomann-Berater Alex Corneiro über Maskulinisten, einfache Beute und richtige Hilfe gesprochen.

"Feminismus heute ist Krebs" und "echte Männer sind rechts" proklamiert AFD-Bundesabgeordneter Maximilian Krah auf Tiktok, "dann klappt's auch mit der Freundin". Rechte Persönlichkeiten triefen aktuell scheinbar nur so vor Testosteron. Und sie dürsten nach mehr. "Mehr maskuline Energie" für "kastrierte Unternehmen" verlangte Meta-Chef Mark Zuckerberg, bevor er Inklusionsmaßnahmen strich. Laut Elon Musk ist "Männlichkeit" mittlerweile "zurück". Wo sie zwischendurch war, sagt er nicht.

Wie zum Beweis wird er wenige Tage später – sein Hitlergruß kam dazwischen – in Sonnenbrille und Baseballkappe auf der Bühne der Versammlung der Konservativen Partei brüllend eine Kettensäge umherschwingen – abgeschaltet, natürlich. Hinter ihm lächelt Argentiniens Präsident Javier Milei, der sie ihm geschenkt hat, um symbolisch Staatsausgaben zu beschneiden. Milei nennt seinerseits Feminismus "lächerlich", hat im März 2024 gendergerechte Sprache in offiziellen Dokumenten verboten und will den erst 2012 eingeführten Begriff des Femizid wieder aus dem argentinischen Recht streichen. Die chinesische Regierung hat indes "tuntige" ("sissy") Männer und andere "abnormale Ästhetiken" für Männer im Fernsehen verboten, um "verlorene Moralität" wiederherzustellen.

Die Besessenheit mit simplistischen Männlichkeitsbildern, die in den vergangenen Jahren von rechten Influencern wie (dem mittlerweile wegen Menschenhandels verurteilten) Andrew Tate erfolgreich an junge Männer vermarktet wurden – und auch hier in Luxemburg Jungs und Mädchen erreichen, wie wir hier berichtet haben – ist wieder fest im rechten politischen Diskurs etabliert. Und sie scheinen zu ziehen: 24 Prozent der Männer haben in Deutschland 2025 die AFD gewählt, unter Frauen waren es "nur" 17 Prozent. Donald Trump, der sich selbst gerne als starken Mann inszeniert und mit ihnen umgibt, konnte seinen Stimmanteil unter jungen Männern von 41 Prozent im Jahr 2020 auf 56 Prozent im vergangenen Jahr steigern.

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