Die Opfer der Wohnungskrise

Von Teodor GeorgievGilles Kayser Für Originaltext auf Englisch umschalten

Der soziale Wohnungsbau richtet sich nun auch an die Mittelschicht, da der wirtschaftliche Erfolg Luxemburgs einer der Hauptgründe für die hohen Immobilienpreise ist. Die hohe Nachfrage und das niedrige Angebot beschränken die Menschen mit bescheidenem Einkommen auf weniger menschenwürdige Unterkünfte.

Blickt man auf die Geschichte Luxemburgs, so kann man ohne weiteres behaupten, dass das goldene Zeitalter des Landes genau jetzt stattfindet. Der wirtschaftliche Aufschwung der letzten 20 Jahre ist ein wichtiger Teil dieses Arguments, und das Land hat begonnen, denjenigen, die das Großherzogtum zu ihrer Heimat machen wollen, eine exponentiell höhere Lebensqualität zu bieten. Gleichzeitig ist das Bezahlen der Wohnung zu einer größeren Herausforderung geworden. Während die hohen Immobilienpreise für diejenigen, die über ein überdurchschnittliches Einkommen verfügen, eine unwillkommene Ausgabe darstellen, sind sie für diejenigen, die mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, oft ein entscheidender Faktor, der sich auf ihre Zukunft auswirken kann.

"Der Immobilienmarkt ist die Hauptursache [für eine schwierige Situation]. Es wird immer Menschen geben, die in Schwierigkeiten sind, und das gibt es auch in anderen Ländern, wo Immobilien nicht so teuer sind. Aber hier in Luxemburg frisst es dein Geld auf", sagt Gilles Hempel, Geschäftsführer der Stiftung für Zugang zu Wohnraum. Seit 2009, der Gründung der Stiftung und seiner Ernennung, hat er die Entwicklung des sozialen Wohnungsbaus in Luxemburg miterlebt. Die in Hamm ansässige Organisation hilft Menschen mit Wohnungsproblemen, die sich oft in einer prekären finanziellen Situation befinden.

Ein Drittel der Klient*innen der Stiftung sind Geflüchtete, denen internationaler Schutz gewährt wurde. Mit Blick auf die Herkunft sind etwa ein Drittel der Klient*innen Luxemburger*innen, ein weiteres Drittel kommt aus anderen europäischen Ländern und der Rest aus Afrika und dem Nahen Osten. Zu den häufigsten Ursachen gehören häusliche Gewalt, Arbeitslosigkeit, geringes Einkommen, Drogen- oder Alkoholsucht oder die Tatsache, dass man seine Wohnung verlassen musste und sich keine neue leisten konnte. Ein schlechter Umgang mit Geld ist laut Hempel ein eher seltenes Problem, aber die Stiftung bietet bei Bedarf Hilfe an.

Ein Sicherheitsnetz für fünf Jahre

Die Stiftung bietet denjenigen, die auf eine Sozialwohnung angewiesen sind, eine vorübergehende Lösung an. Ein Vertrag mit einer Laufzeit von drei Jahren und einer Verlängerungsoption für zwei weitere Jahre ermöglicht es den Mieter*innen, eine wesentlich niedrigere Miete zu zahlen, die höchstens ein Drittel ihres Monatseinkommens beträgt. Wenn unvorhergesehene Ausgaben auf die Bewohner*innen zukommen, können sie dies der Stiftung mitteilen und eine vorübergehende Senkung ihrer Miete vereinbaren. Auswirkungen auf den*die Eigentümer*in der Wohnung hat das keine, weil der*die einen separaten Kontakt mit der Stiftung hat, die ihm*ihr wiederum die Miete zahlt. Mieter*innen und Vermieter*innen stehen nicht in direktem Kontakt und haben keine ausdrücklichen Erwartungen aneinander.

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