Die Macht der Note: so geht Inklusion durch Musik

"Ech si geblockt, lo muss ech mir rem Hëllef froen. [..] Zu wéi vill si mir am selwechte Fall? Staat denk no." Es ist eigentlich "nur" eine Zeile aus dem Song "Den Chronometer leeft" – einem Lied mit sich wiederholendem Beat und geflüstertem "TikTok" zwischen den Versen. Für Leandro Afonso Pinto ist die Message dahinter allerdings viel stärker, als der Ohrwurm-Charakter seines Tracks. "Wie du siehst, ist das Gebäude hier nicht barrierefrei und für Rollstuhlfahrer wie mich nicht zugänglich ohne Hilfe. Mit meinem Solo-Projekt ‘Big L on the Road’ wollte ich etwas verändern. Nicht, um den Staat zu kritisieren, sondern um ihn auf manche Dinge aufmerksam zu machen", sagt Leandro.

Eine Treppe vor einem Laden, ein zu hoher Bürgersteig, ein Jugendhaus ohne Fahrstuhl: viele Orte sind nicht für Menschen mit einer Behinderung gemacht, fast so, als wären sie dort nicht willkommen. Im Escher Jugendhaus trügt dieser Schein, denn genau hier hat Leandro seine Leidenschaft und eine zweite Familie gefunden. "Hier hat noch nie jemand zu mir gesagt, ich könne nicht hereinkommen. Ich werde nicht komisch angeschaut, im Gegenteil: am Anfang hat Chris [einer der Erzieher, d. Red.] sogar mir gegenüber gemeint, ich sei keine Extrawurst!", erklärt Leandro mit einem Lachen.

Musik als Sprachrohr

Seit etwa sieben Jahren kommt der 22-Jährige Escher in die geschnörkelte Maison Meder, eines der wenigen Jugendstilgebäude in Luxemburg, dessen Aktivitäten sich komplett Jugendlichen widmen. Leandros Bruder schleppte den damaligen Teenager, der seine Freizeit mit Zocken verbrachte, mit zu den anderen Jungs und Mädels der Gemeinde, die Leandro mit offenen Armen in ihrer Mitte aufnahmen. Es entstand eine wahre Liebesgeschichte: zwischen neugewonnenen Freund*innen, aber auch zwischen Leandro und der Musik.