Der Weg zur Multilingualität

Von Laura TomassiniLex KlerenMisch Pautsch

Sie gehört seit Generationen zur Identität Luxemburgs und bestimmt den Alltag zahlreicher Menschen: die Mehrsprachigkeit. Eine oder gar mehrere Sprachen zu erlernen, scheint vor allem für Kinder das Natürlichste der Welt und doch gibt es Faktoren, die die Sprachentwicklung stark beeinflussen, unter ihnen die Muttersprache.

Frühstücken mit Mama auf Portugiesisch, Mathematik, Geschichte und Bio auf Deutsch und Französisch, Spielen im Pausenhof auf Luxemburgisch, Abendbrot auf Englisch und die Gutenachtgeschichte von Papa auf Schwedisch. Was für viele Kinder ein Klacks ist und mühelos gemeistert wird, ist für einige eine wahre Challenge, denn mehrsprachig aufzuwachsen birgt Chancen, aber auch so manche Hürden. Besonders die Kleinsten der Gesellschaft haben es häufig schwer, sich zwischen all den Vokabeln zurechtzufinden. Dabei ist Luxemburg kein Einzelfall, wenn es um den Gebrauch multipler Sprachen geht.

"Mehrsprachigkeit betrifft sehr viele Nationen weltweit. Natürlich existieren große monolinguale Länder wie die USA oder das Vereinigte Königreich, betrachtet man allerdings Länder wie Afrika oder Indien, ist es normal, dass dort viele unterschiedliche Sprachen von der Bevölkerung gesprochen werden", erklärt Prof. Dr. Pascale Engel de Abreu von der Uni Luxemburg. Gemeinsam mit ihrem Team forscht die Kognitionswissenschaftlerin und Entwicklungspsychologin seit mehreren Jahren zu den Themen Sprachentwicklung und Mehrsprachigkeit, mit Fokus auf der Rolle der Muttersprache(n) von Kindern.

Alphabetisierung in einer Fremdsprache

Speziell, so die Wissenschaftlerin, sei hierzulande die Tatsache, dass nicht in der Landessprache alphabetisiert wird. "Wir lernen eigentlich in einer Fremdsprache und das gilt hier als normal, weil es schon immer so war, aber es ist nicht für jedes Kind gleich einfach", so Engel de Abreu. Die Thematik starte bereits vor der Einschulung – Zuhause, denn für viele Eltern stelle die Mehrsprachigkeit im eigenen Heim, plus jene, die in öffentlichen Betreuungsstrukturen stattfindet, eine große Challenge dar, die Unsicherheit auslöst. "Viele Eltern wissen nicht, in welcher Sprache sie ihren Kindern vorlesen sollen. Zudem ist es für sie nicht leicht, ihre Erstsprache neben den Landessprachen beizubehalten", sagt die Forscherin.

Auch für die Kinder selbst sei Mehrsprachigkeit eine Herausforderung, die nicht jede*r gleich gut meistert – das gängige Klischee vom schwammartigen Kindergehirn, das alles ohne Weiteres aufsaugt, entspreche nur teils der Realität, meint Engel de Abreu. Bei der Sprachentwicklung sei es wie bei allem im Leben: den einen fällt sie leicht, andere plagt sie. "Während manche Kinder das erste Wort mit zwölf Monaten sagen, tun andere dies bereits mit fünf und wiederum andere viel später. Jeder dieser Fälle ist normal, denn beim Spracherwerb gibt es nun einmal viel Variabilität", so die Forscherin.

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