Der „stramme Weg“ zu mehr Biolandwirtschaft

Von Christian BlockAnouk Flesch

Vermarktung, wachsende Konkurrenz, Betriebsaufwand oder die Gesetze des Handels: Hürden beim Ausbau der ökologischen Landwirtschaft gibt es viele. Doch Landwirte wie Charel Noesen sind von der Zukunftsfähigkeit dieses Modells überzeugt.

Bolognese-Sauce mit Hühnerfleisch, Eierlikör, Karotten-Möhren-Aufstrich, Lauchstangen. Das überschaubare Sortiment im „Haischen“ gleich vor dem „Haff Trifolie“ gibt einen kleinen Einblick in die Produktvielfalt des Familienbetriebs in Cruchten. Außerdem ist alles bio, was hier im Selbstbedienungsladen zu finden ist.

2017 hat die Familie Noesen das Experiment gewagt und auf eine biologische Bewirtschaftung umgestellt. Die treibende Kraft dahinter waren die drei Brüder Willy, Charel und Paul. „Wir haben aus Idealismus umgestellt“, sagt Charel Noesen, der „Viz“ mit Ursprung aus dem eigenen Obstgarten serviert. Für den Umweltingenieur war schon im Studium klar, dass die ökologische Landwirtschaft „zukunftsorientierter“ als die konventionelle ist. „Landwirtschaft ist häufig nur noch Wirtschaft“, meint Charel Noesen. Er spricht von einem durch politische Entscheidungen in Richtung von „immer größer und immer mehr“ getrimmten Sektor. Darauf wollte sich die junge Generation nicht einlassen.

Die Hauptstandbeine des Biohofs sind Milch, Eier, Gemüse und die Direktvermarktung von Honig, Bärlauchpesto und Co. im „Haischen“. Das funktioniert in Cruchten vor allem deshalb, weil die ganze Familie und ein Angestellter mit anpacken. Mutter Irène kocht etwa fleißig. Willy Noesen und Mitarbeiter Mariusz sind beim Ortsbesuch dabei, zu kleine oder beschädigte Kartoffeln per Hand auszusortieren.

„Man darf nicht die Stunden zählen“

Die Umstellung und die breitere Aufstellung des Betriebs bedeuten mehr Aufwand bei Bewirtschaftung und Vermarktung. „Du musst viel stärker auf deinen Boden aufpassen, an vieles denken und mehr planen“, sagt Charel Noesen. Wer immer das gleiche anbaut, wird nicht mehr Herr über das Unkraut. Der Zeitaufwand zur Unkrautbekämpfung mit Striegeln oder Hacken sei vier Mal höher, als mit Spritzmitteln über die Parzelle zu fahren. Zudem ist die Bodenbeschaffenheit für die mechanische Unkrautbekämpfung entscheidend. Ein geringerer Antibiotikaeinsatz bedeutet eine genauere Beobachtung der Kühe, die zudem auf die Weide gelassen werden müssen. Bei Hühnern sind Antibiotika in der Regel nicht zulässig. Sie brauchen doppelt so viel Lauffläche wie ihre konventionell gehaltenen Artgenossen.

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