Der Gesamtkünstler

Von Pascal SteinwachsLex Kleren

Er malt, zeichnet, führt Regie, macht Musik, Videos, Filme, Installationen, Bühnenbilder und Theater - und wir haben bestimmt noch das ein oder andere vergessen. Fehlt eigentlich nur noch eine Oper, aber die kommt irgendwann bestimmt auch noch. Ein Porträt des Gesamtkünstlers Filip Markiewicz.

Filip Markiewicz ist fast schon überpünktlich, nämlich fünf Minuten zu früh, als er uns vor dem Grand Théâtre am Rond-Point Schuman entgegenkommt, wie üblich ganz in Schwarz. Dazu seine schwarz lackierten Fingernägel und ein beeindruckender Totenkopfring, was uns die Gelegenheit gibt, unserem Gesprächspartner eine alte Geschichte zu erzählen, hatten wir vor langer, langer Zeit doch tatsächlich einmal, via eine Luxemburger Galeristin, einen solchen Ring an den deutschen Künstler Markus Lüpertz verkauft, der kurz darauf richtig berühmt werden sollte. In der Öffentlichkeit war er fortan mit unserem Totenkopfring zu sehen, für den wir seinerzeit beachtliche 1.000 Luxemburger Franken bekamen.

Markiewicz weiß natürlich von der Lüpertzchen Vorliebe für Totenkopfringe und zeigt sich beeindruckt. Dass wir den Künstler, der zwar in Luxemburg geboren und aufgewachsen ist, nun aber schon seit längerem in Hamburg lebt und arbeitet, ausgerechnet im Theater in Limpertsberg treffen, ist darauf zurückzuführen, dass Markiewicz hier gerade die Sophokles-Tragödie Elektra inszeniert (die letzte Vorstellung fand am 30. März statt).

Als Schauspieler*innen mit dabei sind Luc Feit, Luc Schiltz, Anouk Wagener und Lisa Schützenberger sowie, als Musiker, Markiewicz selbst sowie Raftside-Drummer Lars Neugebauer und Einstürzende-Neubauten-Legende N.U. Unruh. Dabei zeichnet Markiewicz nicht nur für die Regie, sondern auch für Bühne, Kostüm, Video und Musik verantwortlich, was Elektra zu einem Gesamtkunstwerk à la Markiewicz macht, mit Referenzen auf Andy Warhol und Valérie Solanas, Donald Trump, Elon Musk, den Joker, und Hanna Arendt.

Die Reaktionen auf das Stück sind jedenfalls – zu Recht! – regelrecht enthusiastisch, wobei wir Filip Markiewicz aber eigentlich nicht treffen, um über Elektra zu reden, sondern über sein Gesamtwerk, insbesondere die Musik und sein Projekt Raftside.

Als wir direkt am Anfang unseres Gesprächs zugeben, dass wir Theater mit Ausnahme von Performance-Künstlerinnen wie Florentina Holzinger oder Anne Imhof eigentlich gar nicht mögen würden, dass uns Elektra aber genau deshalb so richtig begeistert hätte, nimmt er das lächelnd zur Kenntnis.

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