Zukunft zum Mitmachen: In Living Labs lernen Ideen laufen
Von Christian Block, Lex Kleren, Misch Pautsch
In Forschung und Politik wächst das Interesse an Living Labs, um nach Antworten auf große gesellschaftliche Fragen wie Mobilität oder Klimaschutz zu suchen. In Luxemburg scheint sich das Konzept heute noch auf einzelne Projekte zu beschränken. Andere Länder sind einen Schritt weiter.
Der Trend ist eindeutig: Ob in der Forschung oder als Suchmaschinenstichwort: Der Begriff "Living Lab" mutiert zum "hot topic". Und die deutsche Regierung hat Ende 2024 sogar ein Rahmengesetz für Reallabore vorgeschlagen, um ihren Stellenwert als "wichtiges Instrument der Innovationsförderung und des regulatorischen Lernens" zu unterstreichen.
Doch was hat es mit diesen Living Labs auf sich? Martina Desole ist seit rund drei Jahren Direktorin des europäischen Dachverbands ENoLL (European Network of Living Labs). Und diese Organisation besteht, gemessen an der eher langsam wachsenden Notorietät des Begriffs, überraschenderweise bereits seit fast 20 Jahren. Zu Beginn Januar 2025 zählte sie eigenen Angaben zufolge 163 aktive Mitglieder in 37 Ländern, auch weit über die europäischen Grenzen hinaus, so zum Beispiel in Kenia. Luxemburg zählt nicht dazu. Das muss aber nicht heißen, dass das Großherzogtum diese Entwicklung komplett verschlafen hat.
Keine "Versuchskaninchen"
Die ENoLL-Definition eines Living Lab ist etwas schwerfällig: Es sind "offene Innovationsökosysteme in realen Umgebungen, die auf einem systematischen Ansatz der nutzerzentrierten Co-Kreation basieren. Sie integrieren Forschungs- und Innovationsaktivitäten in Gemeinschaften und/oder Multi-Stakeholder-basierten Umgebungen und stellen Bürger*innen und/oder Endnutzer*innen in den Mittelpunkt des Innovationsprozesses." Kürzer ginge es nicht, sagt die über einen Videoanruf aus Brüssel zugeschaltete ENoLL-Direktorin Desole; dafür liefert sie aber Erläuterungen. Die wichtigsten: Die Forschung findet einerseits in einer realen Umgebung statt. "Es bedeutet, dass wir die Forschung aus den Laboren und Unternehmen in die Straßen, in die Häuser der Menschen bringen." Und andererseits: "Reallabore implizieren alle Beteiligten in einem iterativen Prozess ein, d.h. man arbeitet nicht nur einmal mit ihnen zusammen." Die Beteiligten sind also keinen einfachen Versuchssubjekte, die einmal einen Fragebogen ausfüllen oder nur Daten liefern, sondern ihr Feedback fließt in die Forschung und Entwicklung zurück. Wichtig sei, dass von an Anfang an alle Beteiligten wissen, was sie aus dem Projekt ziehen können: Für die Wissenschaft können das Daten und Forschungsergebnisse sein, für Unternehmen der Input für die Entwicklung von Produkten oder Prozessen, für die Politik die Identifizierung von Regulierungs- oder Finanzierungsbedarf und nicht zuletzt: Empowerment für die Bürger*innen, die fester Bestandteil des Innovationsprozesses sind.
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