Europaweit gehen die Landwirt*innen auf die Barrikaden, nur in Luxemburg bleibt es bislang ruhig. Ein Gespräch mit der neuen Agrarministerin Martine Hansen, die sich ausführlich Zeit nimmt.
Als Martine Hansen am späten Vormittag mit leichter Verspätung im Landwirtschaftsministerium eintrifft, da hat sie bereits ein Treffen mit dem Winzerverband in Grevenmacher sowie, ganz früh am Morgen, eine Dreiviertelstunde Training zu Hause auf dem Hometrainer hinter sich.
Die Ministerin für Landwirtschaft, Ernährung und Weinbau sowie für Verbraucherschutz ist bestens gelaunt und voller Tatendrang, was nach zehn Jahren in der Opposition ja auch durchaus verständlich ist. Eine*n Pressesprecher*in hat Martine Hansen bei unserem Gespräch nicht dabei, so wie das – zumal bei Regierungsneulingen – oftmals der Fall ist. Aber von April bis Dezember 2013 war die CSV-Politikerin ja schon mal kurz Hochschul- und Forschungsministerin. Nach dem Antritt der ersten Auflage von Blau-Rot-Grün war die gelernte Agraringenieurin dann einfache Abgeordnete, bevor sie im Dezember 2018 die erste Frau an der Spitze der CSV-Fraktion wurde – ab 2021 zusammen mit dem Co-Vorsitzenden Gilles Roth.
Vor ihrer politischen Karriere war Hansen Direktorin der Ackerbauschule, ehe der damalige Premierminister Jean-Claude Juncker sie im Frühjahr 2013 nach dem Rücktritt der langjährigen Ministerin Marie-Josée Jacobs völlig überraschend in die Regierung berief. Nach Jacobs ist Martine Hansen dann auch erst die zweite Frau auf dem Posten der Landwirtschaftsministerin.
Lëtzebuerger Journal: Wie ist das so für die CSV, nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder in der Regierung zu sein? Beim letzten Mal konnten Sie selbst ja nur einige wenige Monate Regierungsluft schnuppern.
Martine Hansen: Nach zehn Jahren Oppositionsarbeit tut es natürlich gut, wieder dort zu sein, wo man was entscheiden kann. Beim letzten Mal hatte ich ja gerade erst mein Regierungsamt angetreten, da waren auch schon wieder Neuwahlen.
Hat die CSV nach so langer Zeit in der Opposition das Regieren denn nicht verlernt?
Ich hoffe nicht (lacht). Nein, wir haben das Regieren nicht verlernt.
Sieht man sich die ersten Monate an, dann könnte man aber fast einen entsprechenden Eindruck bekommen. Innenminister Léon Gloden ist zwar groß und dünn, hat sich aber trotzdem wie ein Elefant im Porzellanladen benommen. Beim Bettelverbot hätte Ihre Partei, hätte die Regierung ja vielleicht ein klein wenig mehr Fingerspitzengefühl zeigen können.
Léon Gloden musste eine Entscheidung treffen, und diese traf er eben zu diesem Zeitpunkt. Das gehört nun einmal zum Regieren dazu.
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