Das Luxemburger Handwerk - Josiane Walentiny

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Grün ist in Mode, aber nur wenige nehmen sich die Zeit, die Pflanzen zu hegen und zu pflegen. Ob Blumen, Parks oder Obst und Gemüse, die Menschen, die sich um sie kümmern, müssen geschult, mit den entsprechenden Mitteln ausgestattet und in ihrer Tätigkeit unterstützt werden. Verantwortlich dafür ist Josiane Walentiny, eine leidenschaftliche Lobbyistin, die sich in den Büros des luxemburgischen Gartenbauverbandes für die Natur einsetzt.

Der Sommer naht und Sommer bedeutet kalte Gerichte, das Vergnügen, einen schönen Garten zu pflegen und einen Spaziergang im Wald. Tomate-Mozzarella, Melone mit Schinken oder Pfirsich mit Thunfisch, alles auf unserer Terrasse, umgeben von den schönsten Pflanzen; davon träumen wir alle. Doch damit dies möglich ist, kämpft eine in der Öffentlichkeit wenig bekannte Organisation unter anderem für ausreichend Wasser, um alle Früchte, Gemüse und Blumen im Land zu bewässern.

Lobbyistin mit Herz und Seele 

Diese Organisation ist die „Fédération Horticole Luxembourgeoise“. Sie setzt sich für Landschaftsgärtner*innen, Florist*innen, Blumenzüchter*innen, Gärtner*innen, Gärtnereien und alle grünen Dienstleistungen im Land ein und arbeitet für sie. Um ein*e dynamische*r Fürsprecher*in zu sein, braucht die Organisation engagierte, aufmerksame und leidenschaftliche Mitarbeiter*innen; wie ihre koordinierende Sekretärin Josiane Walentiny, eine Frau mit einer Persönlichkeit, die so bunt ist wie die niederländischen Tulpenfelder.

„Wie schön dieser kleine Kaffeestand ist. Sehen Sie die kleinen Blumen auf dem Tisch? Sie sind es, die den Charme ausmachen.“ Von den ersten Minuten unserer Begegnung am Eingang der „Kinnekswiss“ an ist Josiane Walentiny freundlich, lächelnd und gesprächig. Voller Energie beschließt sie, mit uns einen Spaziergang durch die Parks der Stadt zu machen. Es ist nicht zu kalt, also ist es die perfekte Zeit, um ihre Lieblingsorte zu besuchen und uns alles darüber zu erzählen. Ihre Gedanken sind eine Explosion von Farben, sie geht von einem Baum zum anderen wie ein Kind in einem Spielzeugladen und gibt viel über ihren Charakter als leidenschaftliche junge Lobbyistin preis.

In einer perfekten Welt würde Josiane eine „Blumenguerilla“ durch ganz Luxemburg-Stadt organisieren. „Wir würden Prinzessin Amélie eine Halskette oder eine Blumenkrone umhängen, wir würden Melusina einen Blumenstrauß in die Arme legen. Bomben aus Blütenblättern würden die Luft beherrschen und jeden Quadratmeter der Stadt mit Farbe bedecken, Seife in den Brunnen würde ein riesiges Schaumbad bilden." Eine Explosion von Glück und Positivität.

„Sollen wir zu Melusina gehen?“ Josiane geht durch den Stiftungspark Pescatore, fährt mit dem Panoramalift hinunter zum „Pafendall“ und biegt am Rande des Bockfelsens in den Wenzel-Rundgang ein. Dort angekommen, bleibt sie bei den Pfirsichbäumen stehen. „Ich habe hier noch nie Pfirsiche gesehen, nicht einmal im Sommer." Sie schaut sich jede Pflanze und jeden Baum an. Schließlich betritt sie die Abtei Neumünster und setzt sich in einen Park, der von dem Gebäude umgeben ist, um ihre Geschichte zu erzählen.

„Ich träume davon, Prinzessin Amélie eine Blumenkette umzuhängen und Melusina einen Blumenstrauß in die Arme zu legen.“

Josiane Walentiny, koordinierende Sekretärin des luxemburgischen Gartenbauverbandes

Obwohl sie für Blumen gemacht ist, kam sie „über Umwege“ dorthin. Im Gymnasium ging Josiane zunächst in den paramedizinischen Bereich, bevor sie aufhörte, „als ich 16 oder 17 war“. „Ich bin zu sensibel. Ich habe Menschen sterben sehen, das war zu viel für mich." Sie nahm sich dann Zeit zum Nachdenken und schrieb sich, da sie schon immer „fasziniert von Wissenschaft, Biologie und Natur“ war, am „Lycée Technique Agricole“ in Ettelbruck ein.

Nach dem Abschluss des Agrartechniker-Diploms, einem Kurs, dessen Besonderheit darin besteht, dass „man alle gärtnerischen Berufe erlernt, insbesondere Florist*in, Landschaftsgärtner*in und Obst- und Gemüsebauer*in“, erkannte sie schnell den Schwachpunkt dieser Art von Studium. „Man kennt sich in allen Sparten ein wenig aus, aber man spezialisiert sich auf nichts, während die einzelnen Unternehmen, das alle tun.“ Da sie aber schon immer eine Leidenschaft für die Blumenkunst hatte, ging sie mit einer ersten Erfahrung in Schifflange in den Beruf der Floristin.

Josiane erinnert sich gerne an ihre ersten Erfahrungen in der Arbeitswelt, da sie „endlich alles, was ich in der Schule gelernt habe, in die Praxis umsetzen konnte“ und die Hürden des Geschäfts entdecken konnte. „Wenn das Wetter draußen nicht so schön ist, werden die Leute weniger Blumen kaufen, aber wenn das Wetter schön ist, will jeder welche haben.“ Außerdem ist der Kundenkontakt essentiell, denn „die wichtigen Momente im Jahr eines Floristen - Weihnachten, Valentinstag, Muttertag… - sind die gleichen wie die der Familie.“

Nach einem Jahr als Floristin wollte Josiane etwas anderes ausprobieren, um das Beste aus ihrem Diplom zu machen, das sie in mehreren Berufen ausgebildet hatte. Also fing sie an, einen Job als Landschaftsgärtnerin zu suchen. „Ich dachte, es würde mir Spaß machen, Gärten zu planen und zu betreuen.“ Da schickte sie ihren Lebenslauf an den heutigen Präsidenten des Verbandes, Ernest Brandenburger, der damals Landschaftsarchitekt war und ein junges Mitglied im Vorstand der Organisation. Er erkannte ihr Potenzial und vermittelte sie für die vakante Stelle der Koordinationssekretärin.

Perfect match

Josiane Walentiny über die perfekte Ehe zwischen ihr und ihrem Job.

*auf Luxemburgisch

Josianes Profil sprach den Luxemburger Gartenbauverband sofort an, der ihr die Stelle gab. Laut Josiane war das kein Zufall, denn sie wurde für diesen Job gemacht und dieser Job wurde für sie gemacht. Josiane nennt es ein „perfect match“, denn durch ihr Generalstudium „kenne ich alle Berufe, die ich vertrete.“

Nach einem Zwischenstopp in München kam die erfolgreiche Rückkehr nach Luxemburg

Nach „6 oder 7 Jahren im Verband“ trat Josiane von ihrer Position zurück. „Ich wollte das nicht mehr machen und hatte die Möglichkeit, in einer anderen Branche in München zu arbeiten.“ Das betreffende Unternehmen wollte Biogasanlagen finanzieren, die innovative Ideen hatten, wie z.B. die Stromerzeugung aus Grünabfällen von Landschaftsgärtner*innen. „Ich dachte, das wäre eine super spannende Perspektive. Leider musste ich nach einem Jahr feststellen, dass mein Chef und ich nicht auf derselben Wellenlänge lagen.“

Zurück in Luxemburg war, wie es der Zufall wollte, ihre alte Stelle beim Luxemburger Gartenbauverband wieder frei. „Ich habe lange darüber nachgedacht und beschlossen, dass es die perfekte Ergänzung zu meinem Studium ist und ich habe die Stelle angetreten. Ich bin jetzt seit etwa 12 Jahren dort.“

Als Sekretariatskoordinatorin einer grünen Organisation hätte Josiane Walentiny gerne ein Gartenbüro, jedoch verbringt sie ihre Tage meistens in einem Büro in Strassen. Ihr Job klingt entspannter als er in Wirklichkeit ist. Sie muss „mit den Unternehmen der Gartenbaubranche, die vor Ort sind, sprechen und sie verstehen, wissen, wie man an die richtigen Türen klopft, um ihre Probleme zu lösen, und sich über Innovationen auf dem Laufenden halten, einschließlich politischer Innovationen, wie dem Green Deal. Es ist also ein Job, der niemals schläft. „Ich habe zwei Ehepartner; neben meinem Partner auch den Verband. Ich bin die Botschafterin für die Themen, die Fürsprecherin der luxemburgischen Gärtner*innen.“

Josiane denkt derzeit über drei Hauptthemen nach. Das erste ist Wasser. Der Sommer wird bald da sein und es wird heiß sein. Für den Verband ist es daher wichtig, dass die Obst- und Gemüsebauer*in das nötige Wasser für die Bewässerung ihrer Gärten haben, „das liegt im Interesse unserer gesamten Gesellschaft, der Natur und des Klimas“. Zweitens plädiert sie dafür, dass Unternehmen weiterhin junge Menschen ausbilden. „In den letzten Jahren hat sich viel verändert. Es ist wichtig, dass Unternehmen weiterhin ausbilden, denn wenn niemand ausgebildet wird, gibt es auch keine qualifizierten Arbeitskräfte mehr.“ Der letzte Punkt ist wahrscheinlich der komplexeste: die Digitalisierung.

Floristin oder Influenzerin?

Josianes größter Kampf ist es, die Unternehmen der Branche davon zu überzeugen, sich mit sozialen Netzwerken zu beschäftigen. Sie muss also interessiert und sachkundig sein. „Der Beruf der Florist*innen verändert sich. Wenn Unternehmen in den nächsten 20 Jahren überleben wollen, müssen sie darüber nachdenken, digital zu werden.“

Um diesen Kampf zu führen, wird die Sekretärin von der Handwerkskammer unterstützt. In der Tat: „Seit der Reform des Niederlassungsrechts gelten der*die Florist*in und der*die Landschaftsgärtner*in als Handwerker*in. Wir hatten schon immer ein gutes Verhältnis zur Handwerkskammer, aber seither ist die Verbindung nun auch offiziell. Wir sind eine große Familie und wir stehen alle zusammen.“ Das Gleiche gilt für das Streben nach Digitalisierung, für das die Kammer regelmäßig Online-Meetings organisiert, um E-Service und E-Handwerk zu fördern.

Aber trotz all dieser Bemühungen ist das Ziel noch nicht erreicht. „Die Covid-19-Krise hat gezeigt, wie wichtig es für ein Unternehmen ist, in den Netzwerken präsent zu sein. Für diejenigen, die, die sozialen Plattformen durchgehend genutzt lief das Geschäft besser als für die anderen. Ich denke, dass die Kundschaft der Zukunft Click&Collect machen wird und die Blumenläden sich in Ateliers verwandeln könnten, die ausschließlich über soziale Netzwerke verkaufen.“ Die Floristen hingegen sind zurückhaltend. „Sie sagen mir immer wieder, dass sie Floristen und keine Influenzer sind. Da stimme ich ihnen ja auch zu. Aus meiner Sicht wird nichts jemals das Einkaufserlebnis im Laden ersetzen. Das Vergnügen, die Blumen zu sehen, zu berühren und zu riechen… aber so ist es nun mal. Andererseits hat die Digitalisierung auch ihre Vorteile: Nie war es einfacher, der Kundschaft zu zeigen, was man kann - ein Foto auf Instagram und das Geschäft ist praktisch abgeschlossen.“

Influenzerin

Josiane Walentiny darüber, warum ein Florist heute auch ein Influenzer sein muss.

*auf Luxemburgisch

Die Pandemie hat niemanden verschont, auch nicht den Gartenbausektor. „Die Partys werden in kleinen Gruppen gefeiert. Weniger Gäste bedeuten weniger Blumen.“ Langfristig hofft Josiane jedoch, dass die Auswirkungen der Pandemie auf ihre Branche positiv ausfallen werden. Sie freut sich, dass die Menschen „wieder Spaß an der Arbeit in ihren Gärten gefunden haben und die kleinen lokalen Geschäfte an ihrer Straßenecke wiederentdeckt haben.“ Das alles ist gut für das Klima. Die Frage ist nur, ob es von Dauer sein wird oder nicht.

„Ich denke, die jungen Leute sind sich des Problems bewusst - Fridays For Future beweist es - aber sie sind von der Natur abgekoppelt. Ich hoffe, dass die Verbindung wiederhergestellt wird.“ Um den Planeten zu retten, muss das Bewusstsein da sein. Die Menschen müssen die Schönheit der Pflanzen erkennen und die Natur über sich selbst stellen.

„Persönlich finde ich es faszinierend, wenn die Natur im Frühling explodiert. Es ist jedes Mal ein neues Wunder. Meine besten Freunde sagen mir, dass ich verrückt bin, aber ich möchte mir gerne eines Tages die Zeit nehmen, 48 Stunden lang auf einer Wiese liegen und beobachten, wie die Blätter von den Bäumen fallen. Aber wer hat heutzutage noch so viel Zeit?“

„Ich möchte mir eines Tages die Zeit nehmen, 48 Stunden lang auf einer Wiese liegen und beobachten, wie die Blätter von den Bäumen fallen.“

Und warum sollte man sich diese Zeit nicht nehmen? Die „Fédération Horticole Luxembourgeoise“ hat die Leitung übernommen und die Weichen für die LUGA 2023 (Luxembourg Urban Garden) gestellt, eine Art Modenschau grüner Projekte in der ganzen Stadt, mit dem Ziel, das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Naturschutzes zu fördern; „die Menschen davon zu überzeugen, ihre Naturräume zu erhalten und grünere Gebäude durch Blumenfassaden oder Dachgärten zu errichten“. „Blumengraffiti, Pflanzworkshops für die Kleinen und bunte Parks… Alles ist offen, noch ist nichts entschieden, aber wollen wir hin.“

Wer weiß… Vielleicht werden die Blumenguerilla-Träume von Josiane Walentiny endlich wahr und Prinzessin Amelie bekommt ihre Krone und ihre Blumenkette.