„Das habe ich dir doch schon erklärt!“

Von Laura TomassiniLex KlerenGilles Kayser

Die Diagnose Demenz ist für Betroffene und ihr Umfeld ein harter Schlag. Während die meisten den Moment fürchten, ab dem ein*e Liebste*r sie nicht mehr erkennt, dirigieren die Symptome der Erkrankung auch in früheren Stadien bereits den Alltag aller Beteiligten. Der richtige Umgang jedoch vereinfacht das Leben, das auch mit Demenz lebenswert bleibt.

Ein kleines Schmunzeln, hier und da ein fragender Blick, dazwischen Schweigen und gelegentliches Nicken: Als die Demenz meines Großvaters vor rund sechs Jahren bereits relativ weit fortgeschritten war, wurden Worte ihm fremd und die Sprache, die er sonst so gerne und ausgiebig nutzte, versiegte zu stummen Lippen. Kommunikation mit konkreten Lauten war irgendwann nicht mehr möglich, zumindest nicht von seiner Seite aus, und unsere Gespräche verwandelten sich in gemeinsames Musikhören und lieb gemeinte Monologe meinerseits, um ihm vom Leben seiner Enkelin zu berichten.

Sechs Jahre später haben sich auch die Kaffeekränzchen mit meiner Großmutter verändert. Ihre Zunge bewegt sich zwar immer noch in quasi endlosen Schleifen – das Wort Schleife ist hierbei bewusst gewählt, denn die Sätze wiederholen sich wie im Dauer-Loop –, der Inhalt ist jedoch einseitiger geworden. „Was macht dein Freund? Was arbeiten seine Eltern? Warst du schon mal bei ihnen Zuhause?“ Fragen, die beschäftigen und beantwortet gehören, sei es auch zum abertausendsten Mal.

Zwei Liebste, zweimal die Diagnose Alzheimer, zwei Verhaltensweisen, die sich von Grund auf unterscheiden. Kaum verwunderlich, existieren doch über 50 verschiedene Arten der Erkrankungen, die unter den Oberbegriff Demenz fallen. „Jede Demenz ist anders, so wie auch jede Person anders ist“, bestätigt Christine Dahm-Mathonet vom Info-Zenter Demenz, das 2021 rund 450 Personen für eine individuelle Beratung aufsuchten. Zwar seien Vergesslichkeit, Orientierungsschwierigkeiten und Probleme bei Sprache und Erkennungssinn gemeinsame Vorboten und Symptome der Erkrankung, diese können sich jedoch auf ganz unterschiedliche Weise ausdrücken.

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