Wie lebt es sich zwischen Kleinkind und Kommissionsarbeit? CSV-Politikerin Martine Kemp spricht über ihre zweite Amtszeit im Europaparlament, strategische Prioritäten in Luxemburgs Interesse – und warum sie Europa als politischen Verhandlungsraum schätzt, der mehr Kompromisse als Konflikte braucht. Ein Gespräch zum Auftakt unserer Sommerreihe über Luxemburgs Europaabgeordnete.
Martine Kemp ist, zusammen mit Isabel Wiseler, eine der beiden Abgeordneten, die für die CSV im Europaparlament sitzt. Dabei pendelt sie nicht nur zwischen Luxemburg, Brüssel und Straßburg, sondern, als Mutter einer gerade einmal drei Monate alten Tochter, auch zwischen den politischen Dossiers und ihrem neuen Familienalltag. Das Gespräch findet im Büro ihrer Schwester Françoise statt, die Co-Generalsekretärin der CSV ist und ihre Partei in der Abgeordnetenkammer vertritt.
Lëtzebuerger Journal: Haben Sie inzwischen, etwas mehr als ein Jahr nach den Europawahlen, eine Erklärung, warum die CSV ihren 2019 an die DP verlorenen dritten Sitz nicht zurückerobern konnte, den Ihre Partei zwischen 2004 und 2019 ja ununterbrochen innehatte? Bei unserem letzten Gespräch hatten Sie sich ja noch optimistisch gezeigt, wieder an alte Zeiten anzuknüpfen.
Martine Kemp: Wenn man nicht optimistisch ist, dann geht man nicht in Wahlen. Die LSAP hatte diesmal jedoch eine starke Liste, die viele Stimmen für sich verbuchen konnte, und dann hat ja auch die adr erstmals ein europäisches Mandat bekommen.
Vielleicht war die CSV-Liste auch einfach nur zu schwach. Neben Ihnen und den beiden Co-Spitzenkandidat*innen Isabel Wiseler und Christophe Hansen bestand die CSV-Europaliste ja zur Hälfte aus quasi unbekannten Kandidat*innen.
Es ist wichtig, dass wir starke Europäer auf unserer Liste haben. Leute, die wissen, warum sie Europapolitik machen. Es war eine ehrliche Liste. Ich glaube nicht, dass wir hier einen Fehler gemacht haben.
Starke Europäer …, das ist jetzt aber ein Allgemeinplatz …
Das sehe ich anders. Ich weiß von Kandidaten auf anderen Listen, dass sie ihr Mandat nicht angenommen hätten, wären sie gewählt worden. Bei uns auf der Liste war das definitiv anders. Hier hätte sich jeder für Europa und eine bessere Europäische Union eingesetzt.
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