Agroforstsysteme können die Interessen von Landwirtschaft und Naturschutz vereinbaren. Doch besteht noch jede Menge Klärungsbedarf, ob in der Forschung oder in der Reglementierung. Eine Bestandsaufnahme.
Ein warmer Tag im Mai auf einem Feld zwischen Lasauvage und Differdingen. Was hier vor knapp fünf Jahren begann, macht allmählich etwas her. In einem Abstand von 56 Metern wachsen hier Wildobstbäume in aneinandergereihten Dreiergruppen heran – mitten auf einem Feld. Dazwischen sollen in den kommenden Monaten Futtererbsen, Hafer mit Kleeuntersaat und Kartoffeln geerntet werden. „Erbsen und Kartoffeln sind eine gute Vorfrucht für Weizen“, sagt Guy Tempels zu den Stickstoffsammlern. Der Landwirt aus Oberkorn plant, im kommenden Jahr auf der gesamten Fläche Brotweizen auszusäen. Doch dazu später mehr.
Hier, auf einem Acker von etwas mehr als 30 Hektar, hat die Natur- und Forstverwaltung (ANF) vor einigen Jahren ihr erstes Agroforst-Pilotprojekt umgesetzt. Ein zweites ist in Givenich entstanden. Der europäische Agroforst-Verband Euraf definiert das Konzept als „die Integration von holziger Vegetation (oder auch Gehölz, d. Red.), Saaten und/oder Viehhaltung auf der gleichen Fläche“. In anderen Worten: Ein Feld oder eine Wiese wird auf mehrere Arten gleichzeitig genutzt. Ein klassisches Beispiel ist die Kombination von Weidetieren mit Streuobstwiesen, zum Beispiel die Haltung von Schafen im Weinberg oder unter Walnussbäumen – beides gibt es in Luxemburg.
Doch Agroforst will das Rad der Zeit nicht einfach zurückdrehen. „Insbesondere die Flurbereinigungsmaßnahmen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben zu einer Ausräumung der Agrarlandschaft geführt, um eine bessere Mechanisierbarkeit und Bewirtschaftungseffizienz auf den Flächen zu erreichen“, bemerkt Dr. Thorsten Ruf, der sich im Rahmen seiner Forschungstätig beim Institut für biologische Landwirtschaft und Agrarkultur (Ibla) unter anderem mit dem Thema Agroforstwirtschaft befasst. Immerhin ging es darum, nach dem Zweiten Weltkrieg die Menschen satt zu bekommen. Doch der damalige „Zeitgeist“ hatte auch Folgen wie ein erhöhtes Erosionsrisiko oder den Rückgang der Artenvielfalt.
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