Autismus und Arbeitswelt: Luxemburgs ungenutzte Talente
Von Melody Hansen, Misch Pautsch, Lex KlerenMenschen im Autismus -Spektrum finden selten den Weg auf den regulären Arbeitsmarkt – obwohl Unternehmen, besonders im digitalen Bereich, dringend von ihren Talenten profitieren könnten. Drei Betroffene kämpfen um berufliche Chancen und zeigen, wie wertvolle Fähigkeiten ungenutzt bleiben.
Paul Jansen (Name von der Redaktion geändert) ist 37 Jahre alt und lebt mit Autismus. Er arbeitet seit 15 Jahren in einer geschützten Werkstatt (atelier protégé oder atelier d’inclusion professionnelle). Als er am 3. September 2024 RTL-Radio hört, fühlt er sich verstanden. Dort ist Joël Delvaux, von der Abteilung für Arbeitnehmer*innen mit Behinderung des OGBL, gerade zu Gast in der Redaktion.
Im Radiointerview erzählt Delvaux davon, dass viele Menschen ihre gesamte berufliche Karriere in einer geschützten Werkstatt absolvieren und den Weg heraus nie schaffen, so wie es eigentlich gedacht wäre. Dafür gebe es sehr viele Gründe, die beiden Wichtigsten seien jedoch "dass der erste Arbeitsmarkt nicht mutig genug ist, Menschen mit einer Behinderung in ihrem Unternehmen einzustellen". Zum Teil würden Unternehmen die Gesetze nicht respektieren, die sie je nach ihrer Größe dazu verpflichten, das zu tun. (Mehr dazu in diesem Artikel) "Andererseits haben die Werkstätten in gewisser Weise aufgegeben und konzentrieren sich auf das interne Geschehen." Es sei nun einmal so: "Wenn eine geschützte Werkstatt produzieren will, braucht sie Menschen, die das können. Das sind meist diejenigen, die für den ersten Arbeitsmarkt geeignet wären, doch die wollen sie behalten, um ihre Produktion zu garantieren", so Delvaux.
Die im Juni 2024 vom Arbeitsministerium veröffentlichte Studie Les salariés handicapés au Luxembourg hält fest, dass Stand Dezember 2023 4.639 Menschen im Großherzogtum mit dem Statut des behinderten Arbeitnehmenden angestellt sind. Darunter arbeiten 1.529, also 33 Prozent, in geschützten Werkstätten, 3.110, also 67 Prozent, arbeiten auf dem ersten Arbeitsmarkt. 1.917 Menschen mit dem Statut des behinderten Arbeitnehmenden waren zu dem Zeitpunkt bei der Adem engeschrieben, während 671 Personen weder angestellt noch arbeitssuchend sind. „Die Zahlen klingen im ersten Moment nicht schlecht, aber der Weg dieser Menschen zu einem festen Arbeitsverhältnis ist oft sehr schwer“, kontextualisiert Joël Delvaux im Radiointerview.
Der Blockierte
Dass die geschützten Werkstätten ihre besten Arbeitenden bei sich behalten wollen, spürt Paul Jansen seinem Empfinden nach am eigenen Leib. Seit er die 13ième im Jahr 2009 abgeschlossen hat, arbeitet er in einer geschützten Werkstatt im Bereich der Informatik. Dass er dort seine ersten Schritte auf dem Arbeitsmarkt getan hat, findet er gut so. Es sollte eine Übergangsphase sein. "Das Soziale war am Anfang nicht so meins. Doch daran konnte ich zusammen mit einem Psychologen arbeiten und ich konnte große Fortschritte machen." Inzwischen fühlt er sich bereit, um auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
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