Die Nachbarländer könnten den luxemburgischen Verleger*innen und Schriftsteller*innen eine Expansionsmöglichkeit bieten, aber die Realität ist komplizierter. Ein komplexer Sprachencocktail und die Größe des Marktes halten das Land vorerst noch abgeschottet.
Der Export luxemburgischer Bücher über die Grenzen hinweg mag sich selbstverständlich anfühlen, denn wenn ein Buch in deutscher oder französischer Sprache verfasst ist, könnten unsere Nachbar*innen die perfekten Partner*innen sein. In der Praxis scheint dies jedoch sehr viel komplizierter, da Luxemburg oft von einer größeren Reichweite abgeschnitten sei. „Es ist offensichtlich, dass sich die meisten von uns auf den luxemburgischen Markt konzentrieren, aber wir versuchen, uns der Welt zuzuwenden“, erklärt Marc Binsfeld, Leiter von Éditions Guy Binsfeld, Vizepräsident des luxemburgischen Verleger*innenverbands (Fédération des Éditeurs Luxembourgeois) und Mitglied des CNL, „der internationale Vertrieb ist nicht einfach, aber es gibt einige Bemühungen“. Für die meisten gebe es einige Ausnahmen, in Form von punktuellen oder spezifischen Veranstaltungen. Claire Schmartz, die gerade ihren ersten Roman BUG. 010000100101010101000111 veröffentlichte, hat eine Lesung in Deutschland organisiert und hofft auf weitere in Zusammenarbeit mit der Berliner Botschaft. Jeff Schinker, ein etablierter Autor in der luxemburgischen Literaturszene, hat ebenfalls Lesungen zu verschiedenen Anlässen in Frankreich auf die Beine gestellt. Internationale Buchmessen sind für die luxemburgische Literatur oft eine willkommene Gelegenheit, um im Ausland entdeckt zu werden.
Die Grenze durchbrechen
Jeff Schinker beklagt jedoch, dass diese Art von punktuellen Veranstaltungen in der Vergangenheit häufiger stattfand. Das hat verschiedene Gründe, aber Corona hat nicht dazu beigetragen. In einigen Fällen, wie z.B. bei der Pariser Buchmesse, wurde dies durch ein Festival ersetzt, bei dem Luxemburg bisher nicht vertreten war. Seiner Meinung nach hat sich die Verbindung in deutschsprachigen Kreisen eher etabliert und der relativ jungen Institution Kulturlx fehlt derzeit eine Person, die sich um die Koordination der Literatur kümmert. „Das zieht sich ein bisschen hin und die Branche ist ein etwas ungeduldig, deshalb wird hoffentlich versucht, auf die Nachbarregionen zuzugehen. Ich glaube, das ist wichtig.“ Anne-Marie Reuter, Mitgründerin des englischsprachigen Verlags Black Fountain Press, weist darauf hin, dass Luxemburg einige Jahre lang nicht auf der Frankfurter Buchmesse vertreten war, jetzt aber dank der Bemühungen von Kulturlx und des Kulturministeriums zur „Förderung der luxemburgischen Literatur im Ausland“ wieder dabei ist. Natürlich können heute viele der in Luxemburg veröffentlichten Bücher zumindest innerhalb Europas online bestellt werden, einige über den Webshop des Verlags oder über Amazon. Andere finden auch alternative Kanäle: Theaterautor und Gründer des Verlags Hydre Éditions Ian de Toffoli erklärt, dass sie für deutschsprachige Bücher mit deutschen Verlagen zusammenarbeiten und in Frankreich direkt an Buchhandlungen gehen. Er räumt jedoch ein, dass dies weniger produktiv ist als der Umgang mit den Vertriebshändler*innen, wofür ihnen die Zeit fehlt: „Die Integration ausländischer Vertriebsnetze ist in der Tat kompliziert.“
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