Opgepikt – Imperium

Par Pascal Steinwachs Article uniquement disponible en allemand

Käpt’n Blaubär, der Kurier des Zaren, der Router von Mark Zuckerberg und die Penis-Rakete von Jeff Bezos. Der satirische Wochenrückblick von und mit Pascal Steinwachs.

Wochenende

Es ist vollbracht ! Die Konschthal, die zeitgenössischste Versuchung seit es das Casino und das Mudam gibt, ist auf – und der ganze Süden transpiriert vor Begeisterung. Zur Eröffnungssause des neuen Kunsttempels hatte sich am Samstagabend dann auch gleich die halbe Journal-Redaktion nach dorthin begeben. Nicht etwa wegen ihrer Kunstaffinität, gottbewahre nein ! Der Ansporn zum Esch-Trip war um einiges profaner : Für Essen und Trinken war nämlich bestens gesorgt, vor allem für letzteres, und das sorgte für die ein oder andere Immersion. Wie sagt man doch gleich in Konschthal-Kreisen? Genau : Der Mythos illuminiert fragmentarisch das Erratische.

Wir haben es hingegen nicht so mit Kunst (wir gehören zur anderen Hälfte der Journal-Redaktion, die, die nicht in Esch war), machten uns aber trotzdem einen schönen Tag. Nachdem wir am Nachmittag dem Duck Race, dem Comeback der gelben Entchen auf der Alzette, beigewohnt hatten, sahen wir uns die neueste Fashion Show von Tessy Antony de Nassau an (die übrigens neue Talkgäst*innen für ihren Podcast sucht), ehe wir lecker Pizza aßen und Lambrusco mit Cola tranken.

Nicht so mit Kunst hat es scheinbar ebenfalls das Tageblatt, das sich von der neuen Konschthal und deren Premiumausstellung „Ego-Tunnel“ von Gregor Schneider nur mäßig begeistert zeigte. „Auf der ersten Etage sind fast leere Zimmer vorzufinden. Im Badezimmer sind die Wasserhähne am Waschbecken und in der Dusche geöffnet, doch die Armaturen sind blockiert und das fließende Wasser lässt sich nicht abstellen.“

Der Tageblatt-Reporter ist verzweifelt : „Erste Versuche, die Botschaft des Künstlers zu verstehen, scheinen bei vielen eher im Nichts zu landen. Was für eine Wasserverschwendung, mag sich wohl der ein oder andere Besucher gedacht haben“, womit er natürlich sich selbst meint, aber es wird noch gruseliger : „Weiter geht’s ins dritte Stockwerk … in den Keller. Ja, Sie lesen richtig : in den Keller – im dritten Stock ! Oder fuhr der Aufzug etwa doch nach unten? Eine leichte Orientierungslosigkeit macht sich breit.“

Klingt ganz nach Käpt’n Blaubär : „Ich bin überall da, wo du mich nicht erwartest, aber niemals da, wo du mich suchst“.

Noch verschlungener bewegt sich da nur noch das internationale Kapital, wie aus den jüngsten „Pandora Papers“ hervorgeht, in denen zwar Stars wie Shakira, Elton John, Ringo Starr und Julio Iglesias erwähnt werden, aber leider – was für eine Enttäuschung ! was für eine Blamage ! – kein bekannter Luxemburger. Nicht mal Großherzogs tauchen hier auf, und auch kein Staatspremier, aber wahrscheinlich sind diese einfach nicht vermögend genug, um aus der Büchse der Pandora auszubüxen.

Dabei ist Pandora noch langweiliger als Andorra, und in Panama ist es um diese Jahreszeit viel zu heiß. Wir schweifen ab …

Vorzüglich feiern lässt es sich auf jeden Fall in Sankt Petersburg (ältere Leser*innen waren vielleicht sogar schon mal in Leningrad), der Geburtsstadt von Wladimir Putin, der jetzt auch Xavier Bettel einen Besuch abstattete, wobei dieser ja sowieso irgendwie ein halber Russe ist, da er mütterlicherseits ja irgendwo von Sergei Rachmaninow abstammen soll. 

Und was machte Xavier Bettel in Russland? Den „Kurier des Zaren“ endlich mal am Originalschauplatz lesen? Ein Eisbad nehmen? Gazprom kaufen? Mitnichten ! Zusammen mit seinem Ehepartner, seiner Mutter und dem megasympathischen Adelsexperten und Wahl-Bonneweger Stéphane Bern wohnte er einer „Zarenhochzeit“ bei, wie das Luxemburger Wort voller Entsetzen zu berichten wusste, sollen der „ersten Adelshochzeit seit über einem Jahrhundert“ („Großfürst Georg Romanow gab der gebürtigen Italienerin Rebecca Virginia Bettarini in einer prunkvollen Zeremonie in der weltberühmten Isaaks-Kathedrale das Ja-Wort“) doch auch „zwei bekannte Figuren der extremen Rechten“ beigewohnt haben. Und eine „Party in der Pandemie“ soll es auch gegeben haben, beklagen sich die Spaßbremsen aus dem Wort, die irgendwann ganz bestimmt auf die Hochzeit von Karl Lauterbach eingeladen werden.

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