Wo Marmite und Cheddar Zuhause bedeuten

Von Laura TomassiniMike Zenari

Obschon Englisch in Luxemburg nicht als offizielle Amtssprache gilt, wird sie laut Bildungsministerium von mehr als 80 Prozent der Einwohner*innen gesprochen. Viele Expats, also englischsprachige Einwander*innen, gehören zur Bevölkerung des Großherzogtums. Im Home from Home Shop in Strassen fließt für sie ein Stück ihrer alten Heimat in die neue ein.

„Das hier, das ist wirklich typisch Britisch!“ Mit Begeisterung geht John Heffernan durch die Regale, um ein traditionelles Produkt nach dem anderen herauszufischen und zu präsentieren. Von Yorkshire Tea über die in Großbritannien beliebte Marmite-Würzpaste, dicke Hefe-Pfannkuchen namens „crumpets“ und traditionell englische Scones bis hin zu den vegetarischen Tiefkühlpasteten der Marke Linda McCartney’s – im selbsternannten Expat Shop ist wirklich alles zu finden, was UK-Herzen höher schlagen lässt. 2017 eröffnete der gebürtige Ire gemeinsam mit dem Engländer Mark Hollis in Strassen den Laden Home from Home, um genau das nach Luxemburg zu bringen, was der Geschäftsname verspricht.

„Wir wussten welche Produkte die Leute wollen würden, weil wir ja selbst aus England sind. Der Gedanke hinter dem Shop war deshalb von Anfang an, der englischsprachigen Expat-Gemeinschaft hierzulande eine Anlaufstelle zu bieten“, so John. Ende 2002 war der damalige Geldmakler von London nach Koerich gezogen, als jedoch der einzige englische Shop – Little Britain – in Luxemburg seine Türen schloss, schlug John einen neuen Berufsweg ein. „Wir haben damals schon länger darüber nachgedacht und es dann einfach durchgezogen“, meint der 56-Jährige. Als sein Geschäftspartner 2020 wieder nach Großbritannien zurückkehrte, führte John den Laden eine Zeit lang alleine weiter, bevor sein Sohn Calum mit ins Geschäft stieg und seither mit ihm gemeinsam den Verkauf managt.

Ein Stückchen Kindheit

„Ich erinnere mich daran, wie wir zu Beginn jede Woche nach England und Irland fuhren, um die Ware dort abzuholen. Die ersten ein, zwei Jahre waren richtig harte Arbeit und mein alter Herr ist heute noch müde davon“, sagt Calum mit einem Zwinkern. Rund 685.000 Kilometer zeigte der damalige Familien-Van mit Tiefkühlfach nach den vielen Hin- und Herfahrten an, denn frisches Fleisch vom irischen Metzger oder lokal produzierte irische Marmelade importieren sich nicht von selbst. Heute wird Home from Home zweimal wöchentlich mit Produkten aus Irland beliefert, während Calum und John so manche Spezialität in Brüssel abholen. Das Sortiment von über 1.000 Lebensmitteln und Haushaltswaren umfasst jedoch nicht nur die traditionellen Leckerbissen aus England und Irland, sondern ebenfalls Ware aus Amerika, Kanada, Australien, Neuseeland und Südafrika – halt von (fast) überall dort, wo Englisch gesprochen wird.

„Es sind viele Dinge, die wir selbst von Zuhause vermissen: Speck, Wurst, richtige Chips und einfach Grundnahrungsmittel, mit denen wir aufgewachsen sind“, erklärt Calum. Ein Einkauf im Expat-Shop sei für viele Kund*innen mit Erinnerungen an ihre Wurzeln verbunden, denn hier finden sie, was sie als Kinder schon liebten, so der 26-Jährige: „Wir bekommen sehr viel positives Feedback. Und wenn ein großer, starker Mann hereinkommt, die englische Schokolade und Süßigkeiten sieht und von einem wahren Nostalgie-Kick getroffen wird, ist das schon toll zu sehen. Manche kommen aber auch einfach nur zum Reden, vor allem während des Lockdowns.“ Home from Home habe eine ganze Reihe an regulären Kund*innen, die auch gerne mal alle paar Tage anrufen, um nach ganz gezielten Produkten zu fragen.

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