Wer packt es an?

Von Sarah RaparoliLex Kleren

„Luxemburg-Stadt ist eine Festung.“ Ein Satz, der besonders beim Thema der sanften Mobilität öfters fällt. Ist dem so? Über das Potenzial des Großherzogtums, aus dem Auto- ein nachhaltiges Fahrradland zu machen aus der Sicht von drei Alltagsradler*innen.

Wer regelmäßig in der luxemburgischen Twitter-Blase unterwegs ist, weiß, dass eines der dominanten Themen dort das Fahrradfahren ist – oder vielmehr das Anprangern der inexistenten Infrastruktur im Großherzogtum. Beinahe täglich werden Fotos von Autos gepostet, die sich auf Fahrradwegen breitmachen, wenn weit und breit kein Parkplatz zu finden ist.

Besonders oft werden die als sarkastisch bezeichneten „Gewinner“ in der Rue Jean Origer im Bahnhofsviertel gekürt. Die Stadt Luxemburg wollte den unerlaubten Parker*innen mit mehreren Blumenkübeln das Handwerk legen. Zwischen diesen ist jedoch so viel Platz, dass sogar Lieferwagen problemlos dazwischen halten können. „Die Menschen parken auf dem Fahrradweg oder Bürgersteig, um den anderen Autofahrern Platz zu lassen“, meint Matthias Geistor, „sonst ist man dafür verantwortlich, wenn sich Stau bildet. Die Fußgänger und Radfahrer können ja nicht viel unternehmen. Deshalb werden die Infrastrukturen, die nicht für das Auto bestimmt sind, meist als Erste geopfert.“

Der Alltag auf dem Rad

Matthias ist seit seiner Kindheit leidenschaftlicher Radfahrer. Gebürtig aus dem Münsterland, hat er einige Zeit in Essen gelebt, bevor er 2012 nach Luxemburg gezogen ist. „Für mich war es immer selbstverständlich, das Fahrrad zu benutzen. In Luxemburg passt man sich aber plötzlich schnell an.“ Anfangs habe er für kurze Strecken von wenigen Kilometern das Auto genommen, „du reflektierst auf einmal nicht mehr, wie weit etwas entfernt liegt, sondern nimmst automatisch das Auto“. Diese Gewohnheit habe jedoch schnell wieder der Vergangenheit angehört. Heute kann sich der 36-jährige Feuerwehrmann aus Peppingen seinen Alltag ohne Bike nicht mehr vorstellen. Einkäufe erledigen, die Kinder zur Schule bringen oder der Weg bis zur Arbeit – das Cargo-Bike sei ein Allrounder. „Ich teile mir mit meiner Frau ein Auto, das zweite haben wir verkauft.“ Bereut er diese Entscheidung? Er lacht. „Ich bereue, dass ich es nicht viel früher so gemacht habe.“

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