Wenn es Lehrkräften zu viel wird

Von Sarah RaparoliLex Kleren

Während Corona wurde – zu Recht – viel über die Folgen auf die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gesprochen. Doch wie sieht es bei Lehrkräften und dem Personal aus dem sozio-edukativen Bereich aus? Über Belastung, Druck und Resilienz im Arbeitsalltag.

Im sozialen Bereich soll eine große Unzufriedenheit herrschen. So zumindest bezeugen es die Leser*innenbriefe, die in regelmäßigen Abständen eingereicht und in der Presse veröffentlicht werden: Das Arbeitspensum sei zu intensiv und den Kindern und Jugendlichen könne dadurch nicht mehr die nötige Zeit gewidmet werden. Oder wie es eine Interviewpartnerin im Januar gegenüber dem Lëtzebuerger Journal unterstrichen hat: "Es ist [im Schülerhort] nur noch eine Massenabfertigung und das einzelne Kind hat keinen Stellenwert mehr."

May startete ihre berufliche Laufbahn im sozialen Bereich als "aide-éducatrice" (Erziehungshelferin), hat vor Kurzem ihre Bachelorarbeit bestanden und ist nun "éducatrice spécialisée en accompagnement psycho-educatif" (Sonderpädagogin für psychoedukative Begleitung). Die Mitte 20-Jährige arbeitet in einem Schülerhort in einer größeren Struktur, wie sie betont. "In der Mittagspause betreuen wir um die 150 bis 160 Kinder". Zu den Stoßzeiten von 12 bis 14 Uhr seien 20 Personen vom Personal anwesend, damit die Mittagspause ohne größere Zwischenfälle abläuft. "Die Mittagspausen sind Herausforderungen", meint May. "Wir haben dann die meisten Kinder auf einmal bei uns, was es schwierig macht, pädagogisch-wertvolle Arbeit zu leisten. Ich schaue eher, ob alles klappt, als dass ich intensiv mit den Kindern arbeiten kann." Sie räuspert sich kurz. "Manchmal sage ich mir, dass alles gut gelaufen ist, manchmal denke ich mir: 'Was ist passiert?'" Weder für sie noch für die Kinder sei ein solcher Ablauf angenehm. Mays Schilderung deckt sich also teilweise mit der Aussage zu Beginn dieses Artikels.

Ihr Arbeitsalltag sei besonders am Anfang ermüdend gewesen. "Oft war es zu viel, zu intensiv. Nach einer Stunde war ich kaputt … aber man gewöhnt sich daran." Dennoch gibt sie zu, dass sie manchmal selbst vergesse, was sie und ihre Kolleg*innen Tag für Tag leisten, denn "wir haben auch Mitarbeitende, die kommen, um uns ausschließlich in den Mittagspausen zu unterstützen. Die sagen uns dann, wie heftig es ist und das erinnert uns dann wieder, wie es wirklich ist".

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