Verkupplungsversuche im Fundbüro

Von Laura TomassiniMike Zenari

Fundobjekte gehören im öffentlichen Raum zum Alltag, denn wo Menschen verkehren, gehen Dinge verloren. Sowohl beim nationalen Fundbüro der Polizei, als auch im Lost&Found der CFL zieren die skurrilsten Gegenstände die Regale und warten auf eine glückliche Heimkehr zu ihren Besitzer*innen.

Wer’s findet, darf’s behalten – aber nur, wenn keiner es abholt. Bis zu drei Jahre lang werden Fundobjekte im Service national des objets trouvés, kurz SNOT, bei der Polizei aufbewahrt, bevor sie entweder gefunden, zerstört oder gespendet werden. Der*die Finder*in selbst wird dabei nur glückliche*r Neu-Besitzer*in von fremdem Gut, wenn dieses nicht unter die Kategorie Datenträger fällt, wie Nico Richard vom SNOT erklärt: „Früher wurde vieles nach einer gewissen Zeit öffentlich versteigert, auch Smartphones. Das geht aus Datenschutzgründen mittlerweile nicht mehr. Wir können uns nicht erlauben, dass irgendwann irgendwo Fotos auftauchen und es heißt: ‚Die haben wir von der Polizei bekommen.‘“

Smartphones, Computer, Videokameras – all diese Objekte werden nicht mehr nur auf null gesetzt, sondern zweimal jährlich von einer Privatfirma abgeholt und vernichtet. Generell gibt es im nationalen Fundbüro zwei Prinzipien: Objekte mit einem Wert von weniger als 200 Euro bleiben zwei Monate, alles darüber die oben erwähnten drei Jahre. Gesetzlich geregelt ist die Aufbewahrungsdauer nur bedingt, doch das SNOT fällt unter die Vorgaben des Zivilgesetzbuches, laut dessen sich Besitzer*innen auch schon mal etwas mehr Zeit lassen können, um Verlorenes wieder abzuholen.

Der „günstigste Verschrottungsdienst des Großherzogtums“

Das Register auf Findel beinhaltet in der Regel zwischen 25.000 und 30.000 Fundstücke, eine Zahl, die jedoch mit Vorsicht zu genießen ist, so Richard: „Ein einzelnes Portemonnaie kann beispielsweise zehn Nummern hergeben, denn jeder Inhalt, sei es ein Pass, eine Kreditkarte oder eine Krankenversicherungskarte, wird einzeln bei uns katalogisiert.“ Vom kleinen Feuerzeug bis hin zur Zahnprothese hat das Team des SNOT schon alles gesehen. „Einmal ist eine Kegelkugel bei uns gelandet, da weiß man manchmal echt nicht, ob die Leute sich nicht einen Spaß mit uns erlauben“, meint der Dienstverantwortliche.

Auch Kollege Bruno Coutinho erinnert sich an so manche Kuriosität im Fundbüro – etwa ein Raclette-Gerät oder ein komplettes Golf-Set – und verweist auf die Tendenz, das Büro mit dem Sperrmüll zu verwechseln: „Wir werden teilweise sogar kontaktiert, wenn irgendwo im Gestrüpp ein halbkaputtes Fahrrad rumliegt.“ Der „günstigste Verschrottungsdienst des Großherzogtums“ eben, wie Richard seine Dienststelle zwinkernd nennt, denn das SNOT ist das letzte Glied in der Fundobjekt-Kette des Landes. Alles, was nach acht Tagen nicht in der hauseigenen Fundstelle von Firmen, Schwimmbädern, Sporthallen und Co. abgeholt wird, landet demnach im Lager auf Findel.

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