In einem so wohlhabenden Land wie Luxemburg verschärfen sich die sozialen Ungleichheiten mehr als anderswo. Angesichts steigender Wohnungspreise und hoher Lebenskosten benötigen einkommensschwache Arbeitnehmer*innen verstärkt Hilfe. Wer ein wenig Zeit in einem sozialen Lebensmittelladen verbringt, lernt die Kehrseite Luxemburgs kennen.
Wenige Wochen vor den Feiertagen wird es kälter, die Rechnungen häufen sich und Menschen, die den Rest des Jahres zu kämpfen haben, müssen ihre Fantasie spielen lassen, um in Festtagsstimmung zu bleiben. Die Sozialwarenläden („épiceries sociales“) der Caritas und des Roten Kreuzes, die 2009 als Reaktion auf die Finanzkrise eingeführt wurden, haben sich nach und nach im ganzen Land etabliert. Neben der Verteilung von warmen Mahlzeiten, die von Vereinen wie der Stëmm vun der Strooss organisiert werden, sollen diese kleinen Läden den Begünstigten ermöglichen, fast normal einzukaufen. Eine Option, ihnen zu ermöglichen, in Würde unabhängig zu bleiben. Eine echte Hilfe für Familien, die kaum über die Runden kommen und einen großen Teil ihres Budgets für die Miete ausgeben.
Stéphane und seine Frau haben es schwer mit einer Miete von 1.600 Euro im Monat über die Runden zu kommen: „Ich bin niemand, der leicht um Hilfe bittet, aber ich muss zugeben, dass wir an einem Punkt angelangt waren, an dem wir keine Wahl hatten. Die Miete ist wirklich zu teuer, was können wir also tun? Der Sozialladen ermöglicht es uns, ein wenig durchzuatmen.“
Er schiebt den Einkaufswagen, während seine Frau ihn mit dem Nötigsten füllt. Getreidepakete, Konserven, etwas Obst und Gemüse, Reinigungsmittel – die Grundausstattung für das Paar, das zwei Teenager zu Hause hat, ist vorhanden. Stéphane kam im Alter von fünf Jahren aus Frankreich und lebt seit acht Jahren mit seiner Frau in Esch. Seit zwei Monaten besuchen sie den Sozialladen, nachdem sie in ihrem Bekanntenkreis davon gehört hatten. Auf die Frage, ob er einen Job hat, antwortet Stéphane, dass er bei der Gemeinde arbeitet und zeigt stolz sein Poloshirt in den Farben von Esch. Gemeindeangestellte, welche einen Anspruch auf den Sozialladen haben; wie ist das möglich? Stéphane erklärt: „Eigentlich erhalte ich den Revis (Einkommen zur sozialen Eingliederung, d. Red), aber ich arbeite bei der Gemeinde, im Stadion, ich habe einen Vertrag über 40 Stunden pro Monat.“
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