Urban Mining im Elektroschrott

Von Christian BlockLex Kleren

Rund 9,6 kg Elektroschrott produzieren die Einwohner*innen Luxemburgs jedes Jahr. Die Sammlung aussortierter Elektro- und Elektronikgeräte zu verbessern, wird in den kommenden Jahren zur Herausforderung. Dahinter hat sich ein ganzer Industriezweig auf die Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe spezialisiert.

Ein Aufzug bringt den Behälter hoch zur Demontagelinie und entlädt defekte Werkzeuge, Küchengeräte, Staubsauger und batteriebetriebenes Spielzeug auf ein Fließband. Es ist laut. Ab und an versteht man sein eigenes Wort nicht mehr, weil irgendwo gehämmert, gebohrt, geschraubt wird. Dabei geht es an diesem Freitag noch vergleichsweise ruhig zu, die meisten Posten sind nicht besetzt. 17 Personen arbeiten normalerweise in der Zerlegehalle bei Lamesch-PreZero.

Wer hier am Förderband steht, kennt seine Handgriffe. Kabel werden von Mixern und Radios gekappt. Alles, was direkt ohne Werkzeug entfernt, nicht wiederverwertet werden kann oder später eine Spezialbehandlung benötigt, kommt raus: Batterien, Druckerpatronen, Staubsaugerbeutel.

Komplexere oder in der Demontage aufwendigere Objekte werden weiter zu den Tischen befördert. Hier nehmen Arbeiter Computer oder Mikrowellen auseinander: Mainboard-Batterien, Ram-Speicher, Laufwerke, CPUs. Die Prozessoren als solche wiederzuverwerten macht laut Frédéric Guichard, Direktor für die Abteilung ungefährliche Abfälle, aufgrund der rapiden technologischen Weiterentwicklung keinen Sinn. Anders sieht es bei den Ram-Speichern aus, die auch deshalb nicht ausgedient haben, weil sie keine persönlichen Daten enthalten. Ein Bohrer sorgt indes dafür, dass Festplatten nie mehr ausgelesen werden können. Der Schutz personenbezogener Daten gilt auch hier noch.

Statistisch gesehen generieren die Einwohner*innen des Landes jährlich rund 9,6 kg an Elektroschrott pro Kopf. Allein im Jahr 2019 fiel im Großherzogtum ein Berg von etwas mehr als 6.300 Tonnen an Elektro- und Elektronik-Altgeräten (EEAG) an. Etwa 1.000 Tonnen davon, darunter problematische Geräte wie Kühlschränke, Wärmepumpentrockner, Ölradiatoren oder Neonröhren, werden über die SuperDrecksKëscht entsorgt.

Der Großteil des luxemburgischen Elektroschrotts landet in Bettemburg. Seinen Weg dorthin findet er früher oder später über ein Recycling- oder Ressourcenzentrum, wie sich heute viele nennen. Ein Teil stammt auch aus dem Handel selbst. Denn Geschäfte sind gesetzlich dazu angehalten, beim Kauf eines vergleichbaren neuen Produktes ein altes Gerät zurückzunehmen. Dem Gesetz zufolge können Verbraucher*innen kleine defekte Elektrogeräte (mit Außenmaßen von weniger als 25cm) sogar kostenlos und ohne Kaufverpflichtung in Einzelhandelsgeschäften mit einer Fläche von mehr als 400m² abgeben. Wenn etwa eine Bank hunderte an Rechnern ersetzt, können die ausgemusterten Geräte auch direkt über ein Abfallsammelunternehmen ins Gewerbegebiet Wolser transportiert werden.

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