Unternehmertum: Das Scheitern überwinden
Von Audrey Somnard, Lex Kleren Für Originaltext auf Französisch umschaltenWas wäre, wenn das Scheitern im Unternehmertum als bereichernde Erfahrung gesehen würde? Das Tabu zu brechen und aus seinen Fehlern zu lernen, das versuchen die beiden Botschafter der "Fuckup nights" in Luxemburg zu vermitteln. Ein Treffen mit Guillaume Chatelain und Arnaud Baudet.
"Ich würde es nicht als Scheitern sehen: Es hat nicht funktioniert", dieser berühmte Satz von Emmanuel Macron während der Covid-Krise mag zum Schmunzeln anregen, zeigt aber, wie tabu schon das Wort selbst ist. Bezüglich dieses Interviews hatten wir während der Sommerferien ein Treffen für den Herbst vereinbart … das jedoch nicht bestätigt wurde. Ein Missgeschick, das Guillaume Chatelain ein Lächeln entlockte, als wir ihn schließlich trafen – ein Treffen, zu dem er eine Krawatte trug … mit Katzenmuster. Er wurde von seinem Kollegen Arnaud Baudet begleitet, der aufgrund des endlosen Staus an der Grenze verspätet eintraf. Die beiden Serial-Entrepreneurs wurden vor ein paar Monaten zu Botschaftern der "Fuckup Nights" in Luxemburg ernannt. Die erste Ausgabe fand im Juli statt. Aber worum geht es dabei?
Lëtzebuerger Journal: "Fuckup nights" ist ein etwas seltsamer Name, worum handelt es sich dabei?
Arnaud Baudet: Die Idee basiert auf der Erkenntnis, dass man immer nur über Erfolge spricht, aber nie darüber, was schiefgelaufen ist. So entstand die Idee, einen Abend rund um das Thema Scheitern zu veranstalten.
Guillaume Chatelain: Arnaud und ich haben uns bei einem Startup-Apéro kennengelernt, uns unterhalten und sind zu dem Schluss gekommen, dass es für diejenigen, die sich abmühen, die Kleinen, die nicht mit millionenschweren Kapitalerhöhungen in den Medien auftauchen, einen blinden Fleck gibt, den man nutzen kann, um gemeinsam etwas zu unternehmen und so mehr Aufmerksamkeit zu erlangen. Wir wollten also eine Veranstaltung rund um das Scheitern ins Leben rufen, wir hatten sogar schon einen Namen gefunden, aber dann stellten wir fest, dass es das Konzept bereits gab!
AB: Ende Mai erhielten wir die Lizenz für die "Fuckup nights" für Luxemburg, mit einer ersten Veranstaltung, die im Sommer organisiert wurde.
Und es fiel Ihnen leicht, Leute zu finden, die von ihren Misserfolgen als Unternehmer*in berichteten?
GC: Die erste Schwierigkeit, abgesehen davon, einen Raum zu finden, bestand tatsächlich darin, Referenten zu finden. Man muss sagen, dass man sich normalerweise nicht drängt, seine Misserfolge auf der Bühne zu erzählen. Es ist ein etwas ungewöhnliches Konzept, daher müssen wir es erklären. Einige Menschen waren schnell begeistert, andere hatten mehr Fragen, aber letztendlich haben wir ein vielfältiges Panel mit unterschiedlichen Profilen und Geschichten zusammenstellen können. Wir hatten ungewöhnliche Persönlichkeiten dabei – einige waren von Natur aus offen, andere inszenierten ihr Scheitern auf besondere Weise. Aber alle waren sehr positiv, denn dieser offene Umgang mit dem Thema tat ihnen gut und war letztlich erfrischend. Nach diesem ersten Erfolg suchen wir nun einen neuen Ort und weitere Referenten für unsere nächste Veranstaltung.
AB: Es gibt auch die Frage der Partner, denn die Organisation einer Veranstaltung kostet Geld. Auf Seiten der Finanzwelt sind sie eher zögerlich, was wahrscheinlich ein Generationenproblem ist. Jüngere Menschen und offenere Personen lassen sich leichter erreichen. Es gibt einen konservativen Geist in diesem Land, und manche Dinge sind schwer zu bewegen. Wenn wir es schaffen, das Ganze ein wenig aufzumischen, kann das nur positiv für uns, aber auch für zukünftige Generationen sein.
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