Ungewisser Wellengang

Von Christian BlockLex KlerenMisch Pautsch

Im Gütertransport soll die Binnenschifffahrt mit ihrem vergleichsweise geringen Emissionsausstoß an Bedeutung gewinnen, wo sie ihren Platz im Transportmix in jüngerer Vergangenheit bestenfalls halten konnte. Luxemburg ist darum bemüht, Anreize zu schaffen.

Norbert Schilling schnappt sich noch das Funkgerät, dann geht es raus aus dem Büro. Bis zur Schleusenanlage sind es nur ein paar hundert Meter. Schilling ist Leiter des Binnenschifffahrtsdiensts des Mobilitätsministeriums. Die Büros befinden sich sinnvollerweise nicht im "Hochhaus" auf dem Kirchberg, sondern in direkter Nähe zum Moselufer.

Norbert Schilling meldet sich im Kommandoposten an. Von hier aus haben die Mitarbeiter*innen des Service de la navigation fluviale alles im Blick. Mittels Kameras und Fernglas können sie auf der einen Seite den gesamten Bereich zwischen "Merterter Kéier" (die Kurve, bevor die Mosel stromabwärts Mertert erreicht) und die Kurve bei Machtum andererseits einsehen. Mit dem europäischen Flussinformationssystem EuRis erweitert sich ihr Blickfeld sogar um ein Vielfaches. Auf einer Karte können sie sich nicht nur in Echtzeit einen Überblick über das Binnenschifffahrtsgeschehen auf dem Kondominium (die gemeinsame Souveränität von Bundesrepublik Deutschland und Großherzogtum Luxemburg über den geteilten Moselabschnitt) verschaffen, und wo die Schiffe hinwollen. Im Fall einer Havarie etwa mit einem Gefahrguttransport, der hektorliterweise Benzin verliert, verfügen sie so auch über essenzielle Informationen für die Rettungsdienste. "Wir sind auch der Notruf zu Wasser", sagt Schilling. Alle Zwischenfälle auf der Mosel müssen dem Dienst gemeldet werden.

Es ist eine von vielen Missionen des Binnenschifffahrtsdiensts, der in diesem Jahr sein 50. Jubiläum gefeiert hat. "Eigentlich haben wir elf Kernaufgaben. Unsere Hauptaufgabe ist natürlich der Betrieb der Wasserstraße", erklärt Schilling. Der bleibt an diesem Morgen aufgrund von Wartungsarbeiten vorübergehend aus. Über das Jahr gesehen passieren etwas mehr als 5.300 Frachtschiffe (2022) die Schleuse in Grevenmacher in die eine oder andere Richtung.

Geht es nach den politisch Verantwortlichen in Brüssel und Luxemburg, muss in Zukunft mehr auf Schiffe und Züge verladen werden. Oder wie man im luxemburgischen Kontext sagen muss: Wieder mehr. Denn vor etwas mehr als 15 Jahren herrschte noch regerer Betrieb auf der Mosel. Im Rekordjahr 2006 wurde erstmals in der Geschichte der Moselschifffahrt die Zehn-Millionen-Tonnen-Marke (rund 7.400 Güterschiffe) geknackt. Im Jahresbericht des Transportministeriums hieß es damals, dass man "abgesehen von den wirtschaftlichen Auswirkungen lernt, den Beitrag und das Potenzial dieses Transportmodus zugunsten der nachhaltigen Entwicklung zu sehen, wenn man bedenkt, dass die Mosel als Wasserstraße den Verkehr von etwa 400.000 LKWs verhindert hat, was zu einer erheblichen Einsparung von Treibhausgasemissionen führte".

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