Die Hauptstadt des Südens und zweitgrößte Stadt des Landes muss sich Vieles gefallen lassen. Die Stadt sei schmutzig, verrufen und ein Phantom ihrer glorreichen Jahre. Für manche ist sie ein Loch, für andere ist sie eine Stadt, die sich von anderen unterscheidet. Ein verdientes Esch-Bashing? Ein Historiker, ein Soziologe und mehrere Einwohner*innen erzählen von ihrer Sicht auf Esch an der Alzette.
Mit der Ernennung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2022 will Esch an der Alzette auf ganz andere Weise Licht ins Dunkel bringen als lediglich durch diverse Ereignisse. Doch es vergeht kaum ein Tag ohne einen negativen Vorfall. Eine Petition wurde eingereicht, um die galoppierende Unsicherheit am Bahnhof und den Mangel an Ordnungskräften anzuprangern, während ein Busfahrer vor einigen Wochen mitten im Busbahnhof angegriffen wurde. Diese Nachrichten verstärken das Bild einer Arbeiterstadt, in der die sozialen Probleme zusammenlaufen. Als das Journal vor Kurzem eine Reportage in den Sozialwarenläden des Landes machte, waren die Verantwortlichen der Meinung, dass die Situation in Esch schwieriger ist als anderswo. Mehr Arbeitslose, mehr Sozialhilfe- und Revis-Empfänger*innen, Armut und Elend neben den wohlhabenden Häusern in einigen Stadtvierteln.
Das ist eine Tatsache. Zu sagen, dass man in Esch wohnt, löst oft zwei Reaktionen aus: eine fast anthropologische Neugier für die Person, die ab und zu in die Rockhal oder die Kulturfabrik geht und die raue Seite der Stahlüberreste der Stadt lustig findet. Oder ein „Ah“, das Bände spricht, mehr oder weniger begleitet von einem herablassenden Lächeln einer Person, die um nichts in der Welt einen Fuß in diese Stadt setzen würde, die ihren schlechten Ruf wie einen Mühlstein mit sich herumschleppt. Man muss sich nur die sozialen Netzwerke anschauen, selbst für Grenzgänger*innen befindet Esch ganz unten auf der Beliebtheitsskala: „Im GHL wohnen, aber schließlich in Esch landen … das ist wie sich als Pariser zu bezeichnen und in Villeneuve-la-Garenne zu wohnen.“
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