Städteplanung: Wenn Bürger*innen mitreden

Von Laura TomassiniLex Kleren

Wie erreicht man Bürger*innen, was sind die passenden Formate für spezifische Zielgruppen und wann ist der richtige Zeitpunkt für Bürgerbeteiligung? Diese Fragen stellt sich aktuell die Entwicklungsgesellschaft Agora, denn Partizipation wird bei der ihr anvertrauten Stadtentwicklung des neuen Quartier Metzeschmelz großgeschrieben.

"Wir bauen das Viertel nicht für uns, sondern für die Bürger, deshalb ist uns ihre Beteiligung auch enorm wichtig." Gemeinsam mit der Kommunikationsbeauftragten Mandy Simon begleitet Agora-Verwaltungsdirektor Yves Biwer uns über das Terrain des geplanten Quartier Metzeschmelz. Bis 2012 befand sich auf dem über 60 Hektar großen Areal zwischen Esch und Schifflingen ein Stahlwerk von ArcelorMittal, damals noch Arbed. 2016 stellte dieses seine Aktivität hier ein und machte Platz für neues Treiben, nämlich das von rund 10.000 Menschen, die in Zukunft im neuen Viertel leben sollen.

"50 Prozent des Geländes sind für Wohnraum geplant, darunter auch erschwingliche Unterkünfte. Weitere 15 bis 25 Prozent sollen Büros, Restaurants und Geschäfte werden, allerdings nur kleine Nachbarschaftsläden und keine großen Einkaufszentren, denn wir wollen weder mit der Alzette-Straße konkurrieren, noch Leute von außen anziehen. Das Viertel ist für die Anwohner und diese sollen hier alles finden, was sie im Alltag benötigen", erklärt Yves Biwer. Drei Grundschulen sowie ein Gymnasium und ein Sportzentrum seien im Masterplan enthalten, zudem viel begrünter Freiraum, denn dieser ist in dicht besiedelten Wohnvierteln besonders wichtig.

Lebensqualität trotz baulicher Dichte

"Das Thema öffentlicher Raum spielt eine große Rolle in der Planung", präzisiert der Verwaltungsdirektor des Unternehmens, das auf die Revitalisierung von Industriebrachen spezialisiert ist und mit den Umbauarbeiten des ehemaligen Arbed-Geländes beauftragt wurde. In einem Land mit ständig wachsender Bevölkerung und dem damit einhergehenden hohen Flächenverbrauch sei bauliche Dichte nicht mehr diskutabel, so Mandy Simon, doch Dichte müsse nicht gleich Verlust von Lebensqualität bedeuten – im Gegenteil: "Wir können den Wunsch nach fünf Ar pro Haus nicht mehr berücksichtigen, aber was wir diskutieren können, ist die attraktive Gestaltung des Freiraums, um Ersteres zu kompensieren."

Von der Haustür bis zum öffentlichen Platz plane Agora so viele Grünflächen wie möglich, dies mitunter durch die Renaturalisierung der Alzette sowie komplett autofreie Passagen, die mehr Raum für gemütliches Schlendern und Kinderspielen ermöglichen. Während die groben Leitlinien für das Quartier Metzeschmelz bereits in Stein gemeißelt sind – eine spätere Wiedereinführung von Autos anstatt "grünerer" Alternativen sei etwa keine Option –, gebe es noch viel Spielraum für Mitsprache und Beteiligung, denn diese gehört fest zum Entwicklungsprozess des Viertels. "Die Bürger können natürlich nicht das Konzept von null auf mitgestalten, aber bei konkreten Fragen mitdiskutieren und den Entscheidungsprozess mit ihren Ideen beeinflussen", so Yves Biwer.

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