Second Hand statt Mülltonne: Wie Schulbücher länger leben könnten

Von Laura TomassiniLex Kleren

Seit Schulbücher in Luxemburg kostenlos verteilt werden, fehlt oft der Anreiz, sie weiterzugeben – im schlimmsten Fall landen sie nach Gebrauch im Altpapier. Mit einer neuen Online-Börse will das Bildungsministerium gegensteuern. Doch engagierte Schüler*innen der CNEL sehen noch Luft nach oben – und fordern ein nachhaltigeres System.

Seit diesem Jahr können Schüler*innen und Eltern nicht mehr gebrauchte Schulbücher über die Plattform Upbooking weitervermitteln. Die gleichnamige Kampagne wurde bereits im vergangenen Jahr vom Bildungsministerium gestartet, mit der neuen Online-Börse soll das Weiterreichen von Büchern nun noch leichter gemacht werden. Seit dem Schuljahr 2018/2019 sind Pflichtschulbücher in Luxemburg nämlich für die Schüler*innen des allgemeinen und klassischen Sekundarunterrichts, Berufsausbildungen sowie verschiedener internationaler und privater Gymnasien, die dem öffentlichen Lehrplan folgen, gratis.

Eigentlich eine positive Initiative, denn früher mussten Familien aus eigener Tasche für sämtliche Bücher aufkommen, was schnell mal mehrere Hundert Euro pro Kind und pro Jahr kostete. Das einzige Problem: Wer nicht selbst für etwas zahlt, riskiert, dies auch mit weniger Verantwortung zu behandeln. Und weil ein Weiterverkauf nicht mehr möglich ist, landen viele Bücher nach Abschluss des Schuljahres in der Mülltonne – schließlich stehen einem im Folgejahr ja wieder neue Bücher zu. Bereits mehrfach wurden die Konsequenzen der Kostenlosigkeit von der nationalen Schülerkonferenz (CNEL) kritisiert, wie Vizepräsident Semir Honsic erklärt: "An sich ist die Tatsache, dass das Ministerium Pflichtschulbücher gratis zur Verfügung stellt, ja eine positive Sache, die vielen finanziell hilft, und ich persönlich kenne es auch nicht anders. Mit der Zeit sieht man aber auch die Downsides des Ganzen, nämlich, dass es ein gewisses Übermaß an Büchern gibt und viele verschwendet werden."

Klimabewusstsein auch in der Schule

Während Bücher früher häufig von älteren Geschwistern an jüngere weitergereicht wurden oder Schüler*innen diese auf Second-Hand-Märkten weiterverkauften, mangele es mittlerweile etwas an Bewusstsein und daran müsse gearbeitet werden. Statistiken existieren zwar keine, wenn Bücher aber weder auf Online-Plattformen noch auf Second-Hand-Märkten auftauchen, bedeutet dies entweder, dass sie irgendwo in einer Kiste verstauben, oder eben weggeworfen werden. Das Schülerkomitee plädiert deshalb für eine andere Verteilungsmethode, die Bücher, die noch in einem guten Zustand sind und weiterhin gebraucht werden könnten, eine zweite Chance geben würde. "Anstatt seine Bücher im Buchhandel selbst abzuholen, sollte die Schule diese zu Beginn des Jahres verteilen und am Ende auch wieder einsammeln. Wenn von 100 Büchern nämlich 40 noch brauchbar sind, müssen diese weniger neu gedruckt werden, ergo würden hierdurch unsere Ressourcen geschont", so Honsic. Es gehe um Nachhaltigkeit, denn diese müsse in allen Aspekten unseres Lebens berücksichtigt werden, also auch in der Schule, betont der 19-Jährige.

Die CNEL habe sich bereits mehrfach zu diesem sowie anderen klimarelevanten Themen mit dem Bildungs- und Umweltministerium sowie dem zuständigen SCRIPT (Koordinierungsstelle für Forschung und Innovation im Bereich Pädagogik und Technologie) unterhalten und einen langen Bericht verfasst, der jedoch nur wenig bei politischen Entscheidungen berücksichtigt würde. "Wir freuen uns natürlich über die Upbooking-Kampagne und denken auch, dass die Plattform genutzt wird, allerdings basiert diese Nutzung auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Nur wer möchte, kann seine Bücher über die Plattform weiterreichen und die meisten Menschen sind bequem, also werden sich viele diese Mühe gar nicht machen", sagt Honsic.

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