Ein Selbstversorgungsgrad von vier Prozent bei Gemüse und Obst? Da geht noch was. Entscheidend ist dafür die Klärung der Bewässerungsfrage – aber nicht nur das.
Während der Brokkoli geschützt unter dem Vlies heranwächst, ist die Radieschenernte bereits eingefahren. In Kisten gestapelt warten die Knollen jetzt darauf, gewaschen zu werden. Dann geht es ab in den Handel.
Die Bio-Gäertnerei op der Schanz ist ein reiner Gemüseanbaubetrieb. In einer Saison, zwischen März und November, wollen die vier Festangestellten und vier Saisonarbeiter*innen auf neuneinhalb Hektar Salate, Kohlrabi, Fenchel, Spinat, Tomaten oder auch Gurken anbauen. Ganz ideal sei der Standort auf einer Höhe von 430 Metern für den Anbau von Feingemüse nicht, vertraut Willy Noesen dem Lëtzebuerger Journal an. Im Vergleich zum Biohof Trifolie in Cruchten, wo der 31-Jährige noch Kartoffeln, Rüben und Möhren kultiviert, sei es ein Temperaturunterschied von etwa zwei Grad. Auch deshalb liegen die Vliesfolien, unter denen ein Mikroklima entsteht, auf dem Feld aus. Die Differenz von ein paar Grad können in einem wechselhaften Monat wie dem April darüber entscheiden, ob der Anbauplan aufgeht oder eine Ernte abgeschrieben werden muss.
Mit Wetterkapriolen müssen alle Landwirt*innen rechnen. Was Obst- und Gemüsebauern und -bäuerinnen im Land aber tiefgreifendere Sorgen bereitet, das ist die Frage der Bewässerung. „Das Gießen ist ein extremes Problem“, sagt auch Willy Noesen. Insbesondere im Sommer werden große Quantitäten an Wasser gebraucht, „sonst haben wir keine Ernte“, so Noesen, der Anfang des Jahres die Betriebsleitung übernommen hat. Größtenteils wird in Altrier wie in vielen anderen Betrieben im Land mangels Alternativen Leitungswasser zur Bewässerung der Anbaukulturen verwendet. Dafür zahlt der Biobetrieb den gleichen Tarif wie Haushalte in der Gemeinde. Lediglich die Kanalsteuer entfällt. Um eine Überbeanspruchung des Netzes zu verhindern, nutzt der Betrieb große Kissen als Zwischenspeicher, in die auch Regenwasser vom Scheunendach und aus den Folientunneln (ein mit Plastikfolie bespanntes Gewächshaus) gesammeltes Ablaufwasser aufgefangen wird.
Die Verhandlungen fruchten – zumindest etwas
Trinkwasser, um Kohl, Karotten und Erdbeeren anzubauen? Für die Gemüse- und Obstbaubranche ist das weder in wirtschaftlicher noch in ökologischer Hinsicht vertretbar. „Ohne garantierten Wasserzugang keine gärtnerische Produktion hier im Großherzogtum“, teilten etwa die Fédération Horticole Luxembourgeoise (FHL) und der Lëtzebuerger Landesuebstbauveräin (LUV) Ende Januar nach der Organisation des zweiten Wassertischs statt. Die Berufsvertretungen weisen seit Jahren auf das Problem hin. Zumindest etwas Bewegung scheint inzwischen in das Dossier zu kommen, wie nach einem Treffen einer Arbeitsgruppe am 10. Mai zu erfahren war (siehe Drop-Down-Kasten).
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