Dem Berufsbild der Archivar*innen klebt immer noch ein leicht verstaubtes Image an: Ein Mensch mit dicker Brille und fahlem Teint, der einsam in einem Keller hockt, um dort tagein, tagaus alte Papiere zu katalogisieren. Dass dem nicht so ist, davon konnte uns Jill Steinmetz überzeugen, die Archivarin im Staatsministerium ist.
Dass Jill Steinmetz für ihren Job brennt, ist nicht zu übersehen. Als wir sie an einem Montagmorgen an ihrem Arbeitsplatz im Staatsministerium besuchen, sprudeln die Erklärungen zu ihrem Beruf nur so aus ihr heraus. "Die Leute glauben ja manchmal, dass Archivare introvertiert sind. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Man muss in diesem Job extrovertiert sein und auf die Leute zugehen, auch wenn man natürlich nicht jeden für das Thema begeistern kann. Archivar ist ein abwechslungsreicher Beruf, für mich ganz klar mein Traumberuf. In diesem Ministerium zu sein, das freut mich allerdings ganz besonders, da wir hier so viele verschiedene Abteilungen haben: Eine Abteilung für den Kultus, eine Abteilung für die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg, eine Abteilung für Medaillen und andere mehr."
Als sie im Juli 2019 im Staatsministerium angefangen habe, da sei sie die erste Archivarin überhaupt in diesem Ministerium gewesen. "Ich hatte also keinen Vorgänger, den ich hätte um Rat fragen können. Da muss man Kontakt mit den Huissiers aufnehmen, weil das meistens diejenigen sind, die Bescheid wissen, die im Bilde sind, wo was liegt", demnach Jill Steinmetz gewissermaßen eine Pionierin wider Willen ist.
Sowieso fristete das Archivwesen hierzulande bis vor wenigen Jahren ein eher stiefmütterliches Dasein. So gab sich Luxemburg erst 2018 ein Archivgesetz – als letztes EU-Land. Vorher konnte jede Verwaltung nach Gutdünken darüber entscheiden, was sie aufbewahrt und was nicht. So kam es dann auch dazu, dass sogar die 1949 vom damaligen luxemburgischen Außenminister Joseph Bech unterzeichnete Nato-Gründungsakte zerstört wurde.
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