Osteopathie in Luxemburg: Gefragt, aber umstritten

Von Laura TomassiniLex Kleren

In Luxemburg boomen osteopathische Behandlungen – doch der Beruf ist rechtlich kaum geregelt und die Kosten tragen Patient*innen meist selbst. Zwei Osteopath*innen erzählen, warum sie trotz fehlender Anerkennung auf diese ganzheitliche Heilmethode setzen – und wie sie gegen Vorurteile und Hürden kämpfen.

Einmal tief einatmen, lockerlassen und Knack – so in etwa stellen sich viele die Manipulationen von Osteopath*innen vor. Trotz der Tatsache, dass die Wirkung der aus Amerika stammenden Alternativmedizin nicht in vielen Studien nachgewiesen werden kann, erfreut sich Osteopathie seit Jahren zunehmender Beliebtheit. Seit Juli 2018 ist sie als offizieller Gesundheitsberuf in Luxemburg anerkannt. Osteopathische Leistungen werden von der Gesundheitskasse allerdings nicht übernommen – noch nicht, so die Hoffnung vieler Praktizierender. Maryse Heintz ist seit 30 Jahren eine von ihnen. Die ausgebildete Physiotherapeutin gehört zur ersten Generation der Osteopath*innen in Luxemburg, denn damals, als sie sich für das Feld interessierte, gab es noch nicht viel Angebot im Großherzogtum.

"Ich wollte eigentlich einen Taping-Kurs belegen, da ich selbst viel Sport machte und viel mit Sportlern arbeitete. Mein Professor in der Schweiz hatte allerdings eine ganzheitlichere Herangehensweise und überzeugte mich eine dreijährige Ausbildung in energetischer, manueller und chinesischer Medizin sowie Reflexmethoden zu absolvieren", erinnert sich Heintz. Nach ihrem Abschluss wusste sie von allem etwas, ihr fehlte jedoch das tieferliegende Wissen, also entschied sie sich dazu, noch weitere Jahre Akupunktur und Osteopathie an der International Academy of Osteopathy zu studieren, die auch heute noch einen Master of Science in der Osteopathie anbietet.

Der Skepsis zum Trotz

"In Luxemburg befand man sich als Osteopathe damals in der illegalen Ausübung der Heilpraktik ("exercice illégal de l'art de guérir"), denn die Dienstleistung wurde hierzulande nicht anerkannt." Doch Heintz ließ sich von der allgemeinen Auffassung gegenüber Osteopathie nicht beeindrucken, denn sie war überzeugt von deren Wirksamkeit. "Der Mensch ist nicht nur sein Körper, sondern hat auch einen Geist, eine Seele. Besteht ein Bewegungsverlust, muss geschaut werden, wo die verschiedenen Elemente nicht mehr im Einklang sind, denn man kann diese nicht voneinander trennen." Eine Trennlinie zog sie hingegen zwischen osteopathischen Behandlungen und physiotherapeutischen, denn für sie ist es wichtig, die Bereiche klar voneinander zu unterscheiden.

Trotz erfolgreicher Behandlungen in ihrer eigenen Praxis blieb die Gesellschaft der Osteopathie gegenüber skeptisch: "Wir waren die Exoten unter den Therapeuten und jene, die in den gelben Seiten aufgelistet waren, erhielten irgendwann vom Collège Médical ein Schreiben, sie müssten ihre Kontaktdaten sofort aus diesen entfernen, sonst würde man ihnen die Praxis schließen." Man wurde toleriert, jedoch belächelt, sagt Heintz, doch die Patient*innen kamen wieder: "Da Osteopathie nicht von der CNS erstattet wird, müssen die Leute ja meist alles selbst bezahlen, außer ihre Zusatzversicherung übernimmt einen Teil der Kosten. Man muss also Resultate liefern, denn geht es ihnen nicht besser, kommen sie nicht zurück."

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