Vier Fäuste für ein Halleluja? Eher nicht. Uns reichen da schon zwei Striche. Der satirische Wochenrückblick von und mit Pascal Steinwachs – wegen einer akuten Positivität diesmal jedoch eher rudimentär.
Weihnachten
Es hätte alles so schön sein können. Eigentlich wollten wir die Feiertage wie jedes Jahr mit unseren Liebsten, will heißen mit uns und nur mit uns verbringen, und zwar um das zu tun, was man an solchen Tagen anscheinend tut, nämlich lecker Weihnachtsente essen, jede Menge Glühwein trinken, Weihnachtssterne ausschneiden, Plätzchen backen, Rentiere schießen … – ach herrlich! –, doch dann, ja, doch dann …
Nix mit Ente, Glühwein, Plätzchen und Rentiere abknallen. Stattdessen lagen wir über die Weihnachtstage hustend, schnupfend, gliederschmerzend und schlechtlaunig flach, und zwar derart flach, dass wir uns vorsichtshalber und – man weiß ja nie – trotz unseres bereits vor einigen Wochen erfolgten Booster-Shots zwischen den Bettlaken schnelltesteten, und siehe da: Das Ding zeigte zwei rote Striche an. Ein anschließender PCR-Test machte die Sache nicht besser: dreifach geimpft und tatsächlich positiv. Hm, kann vorkommen, aber ohne Impfung würde es uns jetzt wahrscheinlich noch viel mieser gehen …
Umso unbegreiflicher, dass es immer noch Leute gibt, die sich weigern, sich impfen zu lassen. So fand auch an Heilignachmittag (oder wie sonst nennt man die Stunden vor Heiligabend) eine Anti-Corona-Demo in der Hauptstadt statt, diesmal allerdings mit nur sehr, sehr mäßigem Erfolg. Seitdem ist es auf den Facebook-Seiten der bekanntesten Schwurbler*innen erstaunlich ruhig geworden. Jedenfalls posten diese, die sich vorher als wichtigtuerische Besserwisser*innen hervortaten, von da an nichs mehr öffentlich, aber vielleicht sind sie ja einfach nur in den Untergrund gegangen.
Immer noch aktiv ist da nur noch der Journalist mit dem gestutzten Rübezahl-Bart, der in einem seiner selten dämlichen Tweets irgendwas von Bettel und Tanson, Nürnberger Prozessen, Tod durch den Strang und medizinischen Experimenten faselte, so dass die beiden Minister*innen nun gerichtlich gegen den Impfgegner vorgehen, der sich in seiner grenzenlosen Verbohrtheit jedoch nicht nur gänzlich unbeeindruckt zeigt, sondern sogar noch eine Silvesterparty für alle Schwurbler*innen organisiert. Beati pauperes spiritu …
Neben all dem Wahnsinn gibt es aber glücklicherweise auch noch gute Nachrichten, hat CSV-Twitterkönig und –Hobbystatistiker Laurent Mosar („Alle 11 Minuten verliebt sich ein Journalist in die Ampel“) doch einen neuen Hund, den er auf Instagram stolz herzeigt: „An hei ass eisen neien Familljenmember Sophia. Hatt feiert den Owend sein eischten Chréschtdaag mat eis.“ Dass Mosar ein großer Wauwaufreund ist, hat er ja schon mehrmals auf seiner Instagram-Seite deutlich gemacht: „Hond an Iesel daat klappt“.
Unser Auslandsminister ist da eher ein Katzenfan, hat er doch eine Mieze namens Mini, und die ist alles andere als pflegeleicht („mal will sie gebratenes Huhn, mal rohes Fleisch, nur mit Fertigfutter sollte man ihr gar nicht erst kommen“), aber noch mehr als sein Samtpfötchen liebt Jean Asselborn bekanntlich seinen Drahtesel, diesbezüglich er jetzt auf Facebook mal wieder angibt wie eine Tüte Mücken: „Ee richtege Vëlosgeek kennt kee Feierdag a kee schlecht Wierder. En hëlt de Vëlo och dann aus dem Stall, well soss d’Kette rascht oder säi Charakter raschteg gëtt.“
Das hätten Friedrich Nietzsche („Mancher findet sein Herz nicht eher, als bis er seinen Kopf verliert“) oder Frank Zappa („Tabak ist mein Lieblingsgemüse“) nicht besser sagen können.
Geradelt ist Asselborn in diesem Jahr indes eine ganze Menge („12.213 km bis haut, 2021“), geaußenministert hat er aber noch um einiges mehr: „Opmannst 150.000 km geflunn a gefuer dëst Joer fir 59 Missiounen als Ausseminister ze erfëllen. 18 Länner besicht“. Bravo!
Sogar unseren Großherzog hat Jean Asselborn in diesem Jahr anscheinend gehörig inspiriert, brach dieser in seiner Weihnachtsansprache doch ausdrücklich eine Lanze für den Multilateralismus: „Iwwer d'EU eraus huet Lëtzebuerg sech nach ëmmer fir Multilateralismus, fir de Respekt vun de Mënscherechter a vum internationale Recht agesat.“ Bravo!
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