Der Eine hat heftige Frühlingsgefühle und dichtet drauflos; der Andere bläst in alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist: Kultur wird in unserer Regierung großgeschrieben. Der satirische Wochenrückblick von und mit Pascal Steinwachs.
Wochenende
Das wir dass, pardon, dass wir das noch erleben! Samstag, und erstmals keine Krawalldemo in der Hauptstadt (zwischen Glacis und Philharmonie fand nur ein klitzekleines Demonstratiönchen statt), aber wahrscheinlich sammelte die einheimische Schwurbler*innenschaft einfach nur ihre Kräfte für die tags darauf in Brüssel angesagte Großdemo, zu der sich dann auch, man gönnt sich ja sonst nichts, die Crème de la Crème unserer Diktaturgegner*innen in die EU-Metropole aufgemacht hatte.
Unsere Ausflügler*innen, die extra einen Bus gechartert hatten, sollten nicht enttäuscht werden, ging es hier doch heftig zur Sache, so dass manch eine(r) seiner/ihrer Begeisterung freien Lauf ließ, wie nachstehende Äußerungen, die wieder mal stolz via Video in den sozialen Medien gepostet wurden, unterstreichen dürften: „Kuck mol Stad Lëtzebuerg, wat iech erwaart, wann dir net follegt. Ganz verféckten Stad, déi ofbrennt. (…) Brüssel on fire 2022 mir waren do. Wéi haten mer dat genannt: Training Day haut (…)“.
Wenige Tage zuvor hatte selbiger Brüssel-Fan übrigens noch in einem Gespräch mit dem Tageblatt angegeben, dass es ihm auch um die Zukunft seiner Tochter gehe und er Gewissheit wolle, dass ihre Sicherheit und ihre Rechte gewährleistet bleiben würden: „Immer wenn sie mich Papa ruft, sind das mehr als tausend Gründe, auf die Straße zu gehen“.
Wasserwerfer wurden in Brüssel natürlich auch eingesetzt; aufgefüllt höchstwahrscheinlich mit dem gleichen Zeugs wie im Dezember vergangenen Jahres in Luxemburg, nämlich mit hundsgewöhnlichem Leitungswasser. Das mit dem auf Limpertsberg verspritzten Hahnenwasser bestätigte Polizist*innenminister Henri Kox übrigens in Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage des leicht skeptischen adr-Gruppenanführers in der Abgeordnetenkammer, der doch tatsächlich wissen wollte, ob dem Wasser eventuell zusätzliche Substanzen untergemischt worden seien. Dabei gab es für die Demonstrant*innen nicht mal Sprudelwasser …
Mit allen diplomatischen Wassern gewaschen ist derweil Auslandsminister Jean Asselborn, der am Sonntag jedoch ausnahmsweise mal nicht in Brüssel war (dorthin ließ er sich erst zwei Tage später hinchauffieren), was zur Folge hatte, dass er – jaja, der Frühling – vor Romantik geradezu platzte und sich auf Facebook (vielleicht dachte er ja gerade an Annalena Baerbock), um Kopf und Kragen dichtete: „Wann am Äischdall, wéi hei am Märjendall, d’Schnéigléckelcher luusse kommen, ass dat wéi wann a Pennsylvanien d’Murmeldeieren (Groundhogs) aus hire Quartéieren d’Nues erausstiechen, dann ass d‘Fréijoer nach net do, mee och keng Éiwegkeet méi ewech.“
Zum Weinen schön …
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