Noch oder nicht mehr: Luxemburgs traditionelle Feste

Von Laura TomassiniEric Engel

Freiwillige, Finanzen, die richtige Musik: Ein Fest zu organisieren, ist keine leichte Aufgabe, denn damit der Feierlaune-Funken auch auf die Besucher*innen überspringt, braucht es eine ordentliche Portion Erfahrung, Engagement und Glück. Für manche geht die Rechnung auf, andere haben den Lauf der Zeit nicht überlebt.

"Halleffaaschten si mär lass, d’Liberté déi ass am Schmass, haut gitt Dir et all gewuer, wat Fuesend ass zu Nidderkuer!" Den Liedtext des bekannten ehemaligen Schmelzarbeiters und Dichters Eugène Bernard kennt beim alten Semester Niederkorns wohl noch jede*r. Die Zeilen, die auf die Melodie des Songs Eviva España gedichtet wurden, waren einst fester Bestandteil des Gelli, eines der größten Karnevalsfeste im Süden von Luxemburg. Von den Mitte 1960ern bis Mitte der Neunziger nahmen alle Cafés und Tanzsäle des Dorfes an den "Fues"-Feierlichkeiten teil. Dann kam die Jahrtausendwende und spätestens ab den 2010ern war es vorbei mit der "Milchkuh" des Niederkorner Turnvereins.

"Damals gab es in jeder Bar und jedem Saal einen anderen Musikstil, sodass Jung und Alt sich auf dem Gelli versammelten. Jene, die sich noch an die Anfänge erinnern, schwärmen heute noch davon", sagt Patrick Bariviera, Präsident des oben genannten Vereins La Liberté Niederkorn. In bis zu 20 Locations wurde jedes Jahr an "Halleffaaschten", auf Deutsch Mittfastensonntag, also dem Tag im März, an dem ebenfalls Brezeln in Luxemburg verschenkt werden, für die Turner*innen gezapft. Diese sorgten selbst u.a. im Tanzsaal "Op der Genn" für Stimmung, mit Livebands wie den Challengers, den Providers, die dieses Jahr im November ihr 25-jähriges Jubiläum im Atelier feiern, und Diesel on Tour, dem Erfolgsgarant des Gelli.

Zusammenhalt unter Vereinsleuten

"Die Dynamik im Verein war der absolute Wahn. Einmal im Jahr versammelten sich die verschiedenen Generationen, um während zwei Wochen alles auf- und abzurichten, dann wurde am Tag selbst bis spät in die Nacht hinein gefeiert", erzählt Bariviera. Aus dem ganzen Land kamen die Leute zum Gelli. Die Vereine des Südens unterstützten sich dabei gegenseitig: Die Mitglieder des Beleser Turnverein kamen zum Gelli, die Niederkorner Turner*innen feierten dafür mit dem "Geessekomité" beim Bieles am Jumm und alle zogen gemeinsam mit bei den lokalen Kavalkaden, um Werbung für die Feste zu machen, aber auch, um Zusammenhalt zu zeigen.

Sogar eine CD mit zwölf traditionellen Gelli-Liedern wurde aufgenommen und spätestens beim Auftakt mit dem "Geckekonzert" im Niederkorner Kiosk gab es für die "Fuesboken" keinen Halt mehr. "In unserem besten Jahr haben wir 68 Fässer Bier verbraucht. 1994 hatten wir zudem das große Glück, Cool Feet gerade noch gebucht zu haben, bevor sie mega bekannt wurden. Die Leute kamen also wegen der Band, der Tarif, den wir zahlten, war aber noch der alte."

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