Musical und Luxemburg: ein guter Match?

Von Laura TomassiniLex Kleren

Sie teilen eine gemeinsame Leidenschaft, befinden sich aber in unterschiedlichen Etappen ihrer Karriere: Fernand Delosch, Esther Conter und Anna Katharina Felke sind alle drei professionelle Musical-Darsteller*innen – eine Berufssparte, die in Luxemburg noch in den Kinderschuhen steckt. Drei Profis, drei Sichtweisen auf dasselbe Thema.

Er spielte die Hauptrolle in Das Phantom der Oper in Essen, war Sweeney Todd bei den Schlossfestspielen in Ettlingen, inszenierte Wolfgang in Mozart! und verkörperte mehrere Rollen in Tanz der Vampire: Seit über 20 Jahren gehört Fernand Deloschs Herz der Bühne, denn dort war er den Großteil seines Erwachsenenlebens zuhause. Heute ist er zurück in seiner wahren Heimat, denn der "Ferdl aus Luxemburg", wie ihn seine Wiener Kolleg*innen nennen, verließ Österreich wegen der vielen Rechtsextremist*innen, um sich wieder irgendwo mehr als "nur willkommen" zu fühlen, bei seiner Familie zu sein, vor allem aber, um seine Leidenschaft an andere weiterzugeben, denn Deloschs sehnlichster Wunsch ist es, Luxemburg dem Musical ein Stückchen näher zu bringen.

"Man muss den Markt von unten aufbauen, durch Möglichkeiten für junge Talente und das nötige Angebot an Ausbildungen, und dazu will ich meinen Teil beitragen", erklärt der langjährige Musical-Darsteller. Delosch gehörte zu den ersten des Landes, die sich einer professionellen Musical-Karriere widmeten und so den Weg ebneten für andere Schauspieler*innen. 1994 entschied sich der damalige Krankenpfleger, seine Arbeit in den Fachgebieten Anästhesie und Intensivpflege beiseite zu legen, um seinem großen Traum Platz zu machen. Trotz Schmunzeln seitens seiner Mitmenschen erkämpfte der Luxemburger sich ein Talent-Stipendium an der Stage School of Music, Dance and Drama in Hamburg und absolvierte eine dreijährige Ausbildung zum Musicaldarsteller.

Ups and Downs: Teil der Karriere

"Wenn eine Leidenschaft förmlich Leiden schafft, dann muss man ihr eben nachgehen", so der Künstler, der im amerikanisch angehauchten System der Schule zum "Triple Threat" ausgebildet wurde, also einem Darsteller, der gleichsam in Tanz, Gesang und Schauspiel erprobt ist. Wenn Delosch heute auf seine Karriere zurückblickt, dann hat er eigentlich nur Highlights zu vermerken und sieht sich als bestes Beispiel dafür, dass man von Musical leben kann – wenn auch nicht nach traditionellem Luxemburger Maß. "Im Showbusiness ist es normal, zwischen Aufträgen arbeitslos zu sein", sagt der Künstler, der sich von holprigen Momenten nie unterkriegen ließ.

Bereits seine erste richtige Show-Erfahrung startete mit einem Flop, denn die Welturaufführung von Just One World tourte nur einen knappen Monat, bevor die Produktion kein Geld mehr einnahm und Delosch arbeitslos wurde: "Ich bin damals aus dem Hotel geflogen, das von der Produktion gebucht worden war und wurde zum Sozialfall." Er hielt sich mit einem Job als Entertainer in Hotels über Wasser und sammelte viel Praxis bei Konzerten und Tanzshows. Dann ergatterte er 1999 eine Rolle im Musical Jekyll&Hyde im Staatstheater von Saarbrücken und das Eis war gebrochen.

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