Mom-Shaming: Wenn Mütter Opfer von Anfeindungen werden

Von Laura TomassiniPit Reding

Wie sie es auch machen – immer ist es falsch. Viele Mütter kennen es: Ihre Entscheidungen werden kommentiert, ihre Haltungen kritisiert und sobald es um Kindererziehung geht, haben alle eine Meinung. Drei Frauen berichten über ihre Erfahrungen mit Mom-Shaming und wie sie damit umgehen.

"Wer nicht stillen will, soll keine Kinder bekommen!", "Wenn du Blut bei der Geburt eklig findest, solltest du deinen Kinderwunsch nochmal überdenken…", "Was, dein Kind schläft mit acht Monaten noch in eurem Bett?!" – Sätze wie diese kennt wohl jede Mutter. Sobald es um Kinder und Kindererziehung geht, sind plötzlich alle Expert*innen: fürs Stillen, die Geburt, Schlafrhythmen, Windeln, Babynahrung. Egal wie sie handeln, Mütter werden belächelt, verurteilt und kritisiert und das am häufigsten von anderen Frauen und Müttern.

Mom-Shaming, so der offizielle Titel des Phänomens, findet dabei nicht nur online oder im Kreis der Familie statt, sondern ebenfalls auf offener Straße. "Einmal waren wir zu mehreren Müttern mit unseren Kinderwagen unterwegs, da kam sofort der Kommentar, ob wir die neuste Crèche seien", berichtet Carmen. Die 33-Jährige ist Mama von zwei Söhnen im Alter von einem und fünf Jahren, arbeitet im Digital Marketing und ist Mitglied der Community Mom Luxembourg. Regelmäßig trifft sie sich mit Kelly und Kim sowie anderen Müttern, um sich übers Elternsein auszutauschen, via Instagram den eigenen Alltag zu schildern oder einfach gemeinsame Zeit mit den Kindern zu verbringen.

Ungenierte Bloßstellung im Internet

Das Thema Mom-Shaming kennen Carmen, Kim und Kelly nur zu gut, denn jede der dreien musste sich schon mal abfällige Kommentare zum eigenen Handeln anhören. "Stillen ist definitiv ein heiß diskutiertes Thema, aber auch Flaschegeben, quasi als Gegensatz", meint Kim, "Brei oder breifrei, also sogenanntes 'baby-led weaning' (vom Baby selbstgesteuerte Umstellung von Mutter- oder Flaschenmilch zu fester Nahrung, ohne Brei, d. Red.) hat ebenfalls Diskussionspotenzial" sagt Carmen und "Précoce oder zuhause mit der Oma" ergänzt Kelly. Die Themenliste sei lang, denn für jede Frage gibt es mindestens zwei sich komplett widersprechende Antworten.

Wer sich zu wenig um die Bedürfnisse seines Kindes kümmert und "zu" emanzipiert agiert, ist gleich eine Rabenmutter. Wählt man eine sogenannte bedürfnisorientierte Elternschaft und stellt die eigenen Wünsche an zweite Stelle, gilt man als Helikoptereltern. Vor allem in den sozialen Medien ist die Hemmschwelle für bevormundende oder gehässige Kommentare gering – so manche "Momfluencerin" scheut sich auch nicht davor, Posts und Profile inklusive Gesicht und Namen von anderen zu teilen, um sie im eigenen Beitrag für ihre Aussagen bloßzustellen.

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