Mehr Sozial- als Solidarwirtschaft

Von Christian BlockLex Kleren

Unternehmen, die die Welt verbessern wollen: Mit dem 2016 verabschiedeten SIS-Gesetz hat sich Luxemburg für ein sozialwirtschaftliches Modell entschieden, das auf der Grundlage von Handelsgesellschaften funktioniert. Es stößt auf Zuspruch, aber auch Kritik.

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Wenn Julia Gregor on.perfekt als einen "Mini-Laden" beschreibt, untertreibt sie nicht. Vom Parkplatz aus kann man den Eckladen, neben einer Tankstelle gelegen und teilweise von einem Rangierhäuschen für Einkaufswagen verdeckt, schonmal übersehen. In seinem Innern finden die Kund*innen ein modernes, aufgeräumtes kleines Geschäft. Schnell hat man sich an diesem kalten Apriltag kurz vor der Hauptsaison einen Überblick über das Sortiment gemacht. In einem Kühlschrank finden sich Milchprodukte, auf den Regalen Tee, Eier, Gewürze, Karotten, Kartoffeln und noch anderes Obst und Gemüse.

Das Besondere daran: Es handelt sich um alles andere als einen gewöhnlichen Lebensmittelladen, eher noch dreht die dahinterstehende Kooperative dieses Prinzip um. "Unsere Ware ist generell unperfekt", führt Julia Gregor aus. Beim Gemüse handele es sich vornehmlich um aussortierte oder überschüssige Ware von luxemburgischen Bio-Landwirt*innen: unförmige Karotten, dicke Kartoffeln oder zu kleine Eier Die Joghurts und der Tee haben hingegen das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten.

Einen Beitrag gegen die Verschwendung von Lebensmitteln zu leisten ist der Ausgangspunkt von on.perfekt. Anfang 2020 unterhält sich das Team – allesamt Frauen – über das Thema. So erfahren sie etwa, dass laut Umweltschutzorganisation WWF mindestens ein Drittel aller produzierten Lebensmittel in die Tonne wandert und schätzungsweise die Hälfte davon, noch ehe Obst, Gemüse und andere Primärprodukte den landwirtschaftlichen Betrieb überhaupt verlassen.

In kleinen Schritten erprobt die Kooperative damals ihr Konzept. Angefangen hat das mit punktuellen Ständen auf Familienfesten oder Ähnlichem und einem monatlichen Pop-up-Markt in einem Lokal in Hosingen. on.perfekt funktioniert damals noch auf der Grundlage eines gemeinnützigen Vereins und die Kund*innen können den Preis bezahlen, den ihnen die angebotene Ware wert ist, mit dem Ziel, eine Reflexion über den Wert und den Preis von Lebensmitteln loszutreten. Dann konkretisiert sich die Idee eines Geschäfts. Möglich wird das durch eine Crowdfunding-Kampagne im vergangenen Jahr, bei der mehr als 660 Personen die Ziele des Teams, Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen und gleichzeitig lokale Produzent*innen zu fördern, mit mehr als 100.000 Euro unterstützen. Eine beachtliche Summe, die auf die breite Unterstützung der Initiative aus der Bevölkerung hindeutet. Hinter dem zehnköpfigen Verwaltungsrat der Kooperative stehen nämlich mehr als 200 Mitglieder.

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