Look after your friends

Von Sarah RaparoliLex Kleren

Die Verabreichung von K.o.-Tropfen ist kein neues Phänomen, doch entsprechende Vorfälle mahnen immer wieder zur Vorsicht. Rezente Meldungen über das sogenannte Needle Spiking haben dies verstärkt. Zwei Betroffene berichten von ihren Erfahrungen, ein Experte warnt vor überstürzter Panik.

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Es kann sehr schnell gehen. Einmal das Glas aus den Augen gelassen und plötzlich sind die letzten Stunden des Abends wie weggeblasen. So auch bei Catharina (Name von der Redaktion geändert), die, wie sie sagt, stets aufpassen würde – bis zu diesem einen Moment vor einigen Wochen. „Ich war mit meinen Freunden in einer Bar in der Hauptstadt. Wie so oft Freitagabends. Es gab nie Probleme“, erzählt die 17-Jährige. Sie habe mit ihren Freund*innen an einem hohen Tisch auf der Terrasse gesessen und „weil der Tisch höher als die anderen war, dachte ich mir, dass schon nichts passieren wird, wenn ich meinen Drink nicht ständig im Blick habe“. Nach einigen Schlucken von ihrem dritten Getränk sei ihr übel geworden. „Ich habe sofort meinem Vater angerufen, weil ich Panik bekam. Ich dachte mir: ‚So kommst du nicht nach Hause.‘“ Dieser Anruf sei das Letzte, an das sich das junge Mädchen erinnere. „Ich hatte plötzlich einen kompletten Blackout. Das, was ich nun erzähle, weiß ich nicht mehr selbst, sondern das haben mir meine Freunde berichtet.“ Sie pausiert kurz. „Angeblich habe ich auch meiner Mutter angerufen, die zu diesem Moment in den Ferien war.“ Sie schaut Letztere an, die während des Gespräches neben ihr sitzt.

Sie habe viel erbrochen und sei einfach auf dem Fußgänger*innenweg eingeschlafen. „Ich konnte wohl einfach nicht mehr.“ Ihr Freund*innen haben sie mit nach Hause genommen, sie in die Dusche gebracht und ihr einen Eimer ans Bett gestellt. „Am nächsten Tag war mir sehr schlecht und den ganzen Tag über schwindlig. Nicht dieses Schwindlig-Sein nach einer durchzechten Nacht, aber … ich kann es nicht richtig erklären. Es war anders. Auch die Kopfschmerzen waren anders.“ Zu diesem Zeitpunkt habe sich der Verdacht entwickelt, dass ihr womöglich etwas ins Glas gemacht worden ist. Wenige Tage später habe sie einen Termin bei ihrem Hausarzt wahrgenommen. „Nachdem er meine Symptome gehört hat, stand für ihn fest, dass mir mit großer Wahrscheinlichkeit K.o.-Tropfen verabreicht wurden. Er hat mir sehr viele Dinge erklärt und gesagt, dass es für eine Blutanalyse leider zu spät sei.“

Haaranalysen beim LNS

Michel Yegles, Abteilungsleiter der forensischen Toxikologie vom LNS, erklärt, dass die Nachweisbarkeit bei K.o.-Tropfen von der Substanz abhänge. „In diesem Fall wird oft von GHB (Gammahydroxybutyrat, d. Red.) gesprochen, bei dem die Nachweisbarkeit im Blut bei ungefähr fünf Stunden und im Urin bei zehn Stunden liegt.“ GHB, auch Liquid Ecstasy genannt, kann ein farbloses Pulver oder eine geruchlose Flüssigkeit sein, das oder die in geringen Dosen psychoaktive Effekte hervorruft – ähnlich wie bei einem Alkoholrausch. Man wird euphorisch, entspannt sich und die Hemmungen nehmen ab. Hoch dosiert kann es wie von Catharina beschrieben zu Schwindel, Bewusstlosigkeit und Benommenheit führen. Die Wirkung setzt zehn bis 20 Minuten nach der Einnahme ein und kann mehrere Stunden anhalten.

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