Leistung ohne Lohn: Wenn Kund*innen einfach nicht zahlen

Von Laura TomassiniLex KlerenGilles Kayser

Wenn Kund*innen nicht zahlen, sorgt dies bei Selbstständigen und Unternehmer*innen für Stress, denn der Cashflow ist nicht länger garantiert. Zwar existieren in Luxemburg offizielle Hilfestellungen, die Prozeduren sind jedoch oftmals langwierig und ein 100-prozentiger Gewinn ist nicht garantiert. Zwei Betroffene berichten.

Es ist ein Gefühl, das viele Gewerbetreibende kennen: Eine Rechnungsmahnung nach der anderen geht raus, auf dem Konto herrscht dennoch Stillstand, denn man wird vom*von der Kund*in ignoriert. Die vereinbarte Arbeit wurde zwar erledigt, von der Gegenleistung, alias der Zahlung, fehlt jedoch jede Spur, denn der Wert von Geleistetem wird nicht immer gleich gemessen.

Während Angestellten nämlich ganz selbstverständlich am Anfang oder Ende des Monats der Lohn aufs Konto überwiesen wird, müssen Unternehmer*innen per Rechnungsausstellung um ihr Geld bitten und hoffen, dass dieser "Bitte" auch nachgegangen wird. Geschieht dies nicht, beginnt ein Stress-Marathon, der eigentlich fast schon absurd ist. Man stelle sich vor: Eine Person geht zum*zur Frisör*in, erhält einen Schnitt inklusive Brushing, geht dann ohne zu zahlen. Klingt unglaubwürdig? Ist es wahrscheinlich auch. Bei Dienstleistungen, die nicht sofort und in Person bezahlt werden, entspricht diese Schilderung hingegen leider häufiger der Realität, als sich viele dessen bewusst sind.

Eine Tendenz des Nichtzahlens

Eine Studie der EOS Gruppe, einer Holdinggesellschaft, die in über 20 Ländern Finanzdienstleistungen anbietet, zeigt: Die Zahlungsmoral innerhalb Europas hat sich seit 2019 drastisch verändert. Jedes fünfte europäische Unternehmen gibt mittlerweile an, durch verspätete oder nicht geleistete Zahlungen in finanzielle Engpässe zu geraten. Liquiditätsmangel gilt dabei als einer der Hauptgründe für Insolvenzen oder den Abbau von Arbeitsplätzen. Zahlen Kund*innen – und dabei ist es egal, ob Privatkund*innen oder B2B, also von Firma zu Firma – demnach zu spät oder gar nicht, setzen sie damit wortwörtlich Existenzen aufs Spiel.

Den Stress, der durch offene Rechnungen entsteht, kennt ebenfalls Paul Krier, Mitgründer und CEO von Luxembourg Sports Network (LSN), einer Firma, die Sportvereinen unterschiedliche Online-Dienste anbietet und das Amateurfußball-Portal FuPa Luxemburg betreibt. Krier selbst ist bereits seit neun Jahren selbstständig und arbeitete zuvor als Einzelunternehmer im eigenen Namen. Einige kleine Zahlungsverzüge kenne man im Business, als aber vor anderthalb Jahren plötzlich ein Kunde nicht mehr auf die Rechnungsforderungen von LSN reagierte, klingelten beim Unternehmer die Alarmglocken. "Wie quasi alle Privatmedien finanzieren wir uns zu 80 bis 90 Prozent durch Anzeigen, dabei geht es um Summen zwischen 500 und 5.000 Euro im Monat", erklärt Krier.

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