Essensgutscheine, Autos, Boni und andere Vergünstigungen bestimmen das Leben mancher Arbeitnehmer*innen. In angespannten Branchen, in denen Talente Mangelware sind, müssen die Unternehmen ihre Aufmerksamkeiten vervielfachen, bis hin zu Handlungen, die dem Paternalismus nahekommen. In einer Post-Corona-Umgebung, in der Mitarbeiter*innen die Oberhand gewonnen haben, müssen sich Unternehmen anpassen.
Alles, was selten ist, ist teuer. Das Sprichwort gilt auch für bestimmte Gruppen von Arbeitnehmer*innen, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind – insbesondere für die IT-Branche und manche Startups der Fall. In einer Welt, in der junge Rekrut*innen das Sagen haben, müssen die Unternehmen sie verhätscheln, um schwer zu findende Talente bei sich behalten zu können. Während die großen Namen es sich leisten können, ihre Angestellten zu verwöhnen, damit sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren können, haben einige Unternehmen keine andere Wahl, als Sachleistungen anzubieten, um sich von anderen abzuheben. Sie möchten so Talente mit einer sogenannten „Unternehmenskultur“ anziehen, in der die Bedürfnisse der Angestellten im Mittelpunkt stehen. Im Silicon Valley bieten Google und Facebook schon seit Jahren kostenlose Mahlzeiten an, vom Frühstück bis zum Abendessen. Das erleichtert das Leben der Nerds, die sich ohnehin nicht die Zeit nehmen, zu Hause zu kochen. Eine Möglichkeit, die Angestellten früher ins Büro zu locken und sie bei Bedarf länger bleiben zu lassen – alles ist geplant.
Chaffa Zaroui, Gründerin und CEO von Fidès Executive Partner, einer auf IT spezialisierten Personalvermittlungsagentur für den Finanzsektor, führte im März eine Studie durch, die einen Mangel an Talenten in diesem Sektor bestätigte. „Ich habe 4.800 offene Stellen im IT-Bereich in Luxemburg gezählt. Das bedeutet, dass einige Stellen wirklich sehr schwer zu besetzen sind“, erklärt sie. Die Bewerber*innen haben also potenziell die Qual der Wahl und können es sich somit erlauben, hohe Ansprüche zu haben.
In der heutigen Post-Corona-Ära haben die Arbeitnehmer*innen Gefallen am Homeoffice gefunden und verhandeln die Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten, bereits bei Stellenantritt. Unternehmen, die in diesem Punkt flexibel sind, haben also bereits einen Vorteil. Ben Embleton, Personalvermittler bei KR Recruitment, der sich auf den Finanzsektor spezialisiert hat, ist ebenfalls der Meinung, dass die Arbeitnehmer*innen anspruchsvoller geworden sind und dass sich die Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, anpassen müssen: „Die Standards sind in den letzten Jahren gestiegen. Ein Unternehmen, das sich in Luxemburg niederlässt und keine Essensgutscheine anbietet, wird sehr schlecht angesehen, das ist für die Bewerber ein absolutes Minimum geworden. Rentenzusatzleistungen, Krankenversicherung, all das ist sehr alltäglich geworden, so dass die Unternehmen sich anpassen und noch mehr anbieten müssen, wenn sie attraktiv sein wollen. Die Fahrtkostenzuschüsse sind zum Beispiel mit dem Aufkommen des kostenlosen öffentlichen Transportes verschwunden. Sie wurden in einigen Unternehmen durch eine Wellness-Zulage ersetzt, um ins Fitnessstudio oder nach Mondorf zu fahren.“
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