Immer mehr arme Kinder in Luxemburg

Von Laura TomassiniMisch PautschMarc LazzariniAnouk Flesch

Jedes vierte Kind in Luxemburg lebt unter der Armutsgrenze. Rund 30.000 Kinder, die zwar teilweise das Nötigste zum Überleben haben, jedoch viel weniger, als andere ihrer Altersgruppe. Doch was bedeutet es, jung und arm zu sein in einem Land, das als reichstes der Welt gilt?

"Nicht jeder hat Glück im Leben, aber unsere Kinder haben nicht danach gefragt, hier zu sein, deshalb müssen wir als Eltern unser Bestes tun, damit sie glücklich sind." Seit acht Monaten kommt Nanda in den Cent Buttek nach Bettemburg. Beim zuständigen Sozialamt hat sie eine Zugangskarte für den Lebensmittelladen erhalten, der Menschen in prekären Situationen Ware zu einem symbolischen Wert von insgesamt zwei Euro pro Einkauf anbietet. Einen Joghurt für drei Euro in einem "normalen" Supermarkt kann Nanda sich nicht leisten, denn die Familie lebt mit dem finanziellen Minimum.

"Mein Mann und ich verdienen nicht sehr viel, wir haben eine große Familie mit drei Kindern und Schulden, deshalb komme ich hierher", sagt die Dreifach-Mama. Nanda gehört zu den rund 13 Prozent der in Luxemburg Ansässigen, die laut Statec trotz beruflicher Tätigkeit in einem Haushalt leben, dessen Gesamteinkommen unter der Armutsgrenze liegt. Das Leben sei halt passiert, sagt Nanda, die offen über die Situation ihrer Familie spricht. "Hierzulande sieht man Armut nicht, aber es gibt viele Menschen, die arbeiten und sich trotzdem nichts leisten können. Es ist nicht einfach, aber man darf sich nicht dafür schämen, denn irgendwann wird es schon wieder besser gehen", so die gebürtige Afrikanerin, die Halbzeit als Putzkraft bei einem Pflegedienst tätig ist.

Luxemburg ist das Land mit dem weltweit höchsten Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (BIP) sowie dem höchsten gesetzlich geregelten Mindestlohn in Europa. Die Statistiken sind jedoch trügerisch, denn das Durchschnittseinkommen sagt nichts darüber aus, wie viele Haushalte tatsächlich von Armut bedroht sind, so Paul Heber von Unicef Luxembourg: "Hierfür muss man sich das Medianeinkommen ansehen, also die genaue Mitte, wenn man die Einkommen aller Bürger der Höhe nach aufstellt." Wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdient, rutscht unter die Armutsgrenze – im Jahr 2022 liegt diese bei knapp über 2.200 Euro für eine alleinstehende Person.

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