Das Projekt Warlux zielt auf die Rekonstruktion von Lebensgeschichten im Zweiten Weltkrieg ab, an der Front wie bei den Angehörigen von Zwangsrekrutierten in Luxemburg. Das Forschungsprojekt läuft in diesem Sommer aus. Dabei kratzt die Wissenschaft eigentlich erst an der Oberfläche.
Dr. Nina Janz hat eine kleine Schachtel dabei. In ihrem Innern befinden sich Feldpost, ein paar Fotos und andere Dokumente. Erst vor wenigen Wochen haben die Briefe ihren Weg in die Hände von Historiker*innen an der Universität Luxemburg gefunden. Ein Einwohner aus Schifflingen war dem Aufruf des Zentrums für zeitgenössische und digitale Geschichte (C²DH) und dem Nationalen Museum für Widerstand und Menschenrechte gefolgt, der Forschung zeitgeschichtliche Dokumente aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zur Verfügung zu stellen. Im Rahmen einer Konferenz hatten Mitarbeiter*innen der Uni sogar einen kleinen Arbeitsbereich aufgebaut, wo mitgebrachte Dokumente direkt vor Ort eingescannt werden konnten.
Im Fokus des wissenschaftlichen Interesses stehen sogenannte Ego-Dokumente: Briefe oder Tagebücher, die einen Einblick in die persönliche Wahrnehmung einer Person geben, ihren Blick auf ihre Umgebung und Ereignisse zu einer bestimmten Zeit. Eine in Luxemburg bislang kaum wissenschaftlich untersuchte Perspektive, für die die Historiker*innen auf die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung angewiesen sind.
Die Konferenz unter dem Titel Lokalgeschichte ganz nah: persönliche Kriegserlebnisse in Schifflingen fand im Februar im Rahmen der ForumZ-Reihe (Z steht für Zeitgeschichte) statt. Das Format sei geschaffen worden, um "ganz bewusst den Kontakt mit der luxemburgischen Gesellschaft zu suchen" und Forschungsergebnisse oder Themen "mit den Leuten vor Ort zu diskutieren", so Prof. Dr. Andreas Fickers bei der Gelegenheit. Der Leiter des C²DH resümierte das Ziel des Forschungsprojekts Warlux mit den Worten, "näher an den gelebten Alltag" der Menschen im Zweiten Weltkrieg zu kommen, indem eine "mikrohistorische Perspektive" erforscht wird.
Konkreter heißt es, die persönlichen Kriegserfahrungen nicht nur von Zwangsrekrutierten, sondern auch ihrer Familien zu erfassen und zu analysieren. "Mehr als 10.000 luxemburgische Frauen und Männer trugen während des Zweiten Weltkriegs deutsche Uniformen bei Streitkräften und zivilen Organisationen", hält die Projektbeschreibung fest. Wer waren diese Menschen? Wie gingen sie mit dieser Situation um? "Diese Perspektive wurde noch nicht wissenschaftlich untersucht", erklärt Nina Janz, Koordinatorin des Warlux-Projekts unter der Leitung von Prof. Dr. Denis Scuto.
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