Gelebte Geschichte erforschen

Von Christian BlockLex Kleren

Mit "Historesch Gesinn" hofft das C2DH langfristig eine Plattform ins Leben zu rufen, um die Bevölkerung in die Geschichtsforschung einzubinden. Für Projektkoordinatorin Joëlla van Donkersgoed geht es auch darum, neue Perspektiven zu gewinnen.

Am Zaun des Spielplatzes in der Rue de l'Aérodrome hängt ein recht unscheinbares rotes Schild mit der Aufschrift "HistorEsch". Wer die darauf angezeigte Nummer wählt, hört irgendwann die Stimme eines Mannes, der aus seiner Kindheit erzählt.

Für einen Augenblick verschwindet der Verkehr und verwandeln sich die dreistöckigen Mehrfamilienhäuser und die vielen Nebenstraßen zurück in Felder und Wiesen. Zurück in eine Zeit, in der das Areal zwischen der Schëfflenger Schmelz, dem Lallinger Friedhof und dem Ortskern von Esch/Alzette noch größtenteils unbebaut war. Der Mann erzählt davon, wie er im Alter von sechs oder sieben Jahren zusammen mit anderen Kindern im Hangar zwischen den Flugzeugen spielte. Und wie er einmal beim Herumklettern mit dem Bein durch den Flügel eines Doppeldeckers brach – und schnell das Weite suchte.

Zurück im "Jetzt" haben wir Mitte März Dr. Joëlla van Donkersgoed in Esch/Lallingen getroffen. "Wir stehen hier am Standort des ersten Flughafens in Luxemburg. Hier gab es eine Piste mit einer direkten Flugverbindung nach London", erzählt die Historikerin am Zentrum für zeitgenössische und digitale Geschichte (C²DH) der Universität Luxemburg. Von dieser Vergangenheit ist nicht mehr viel übrig. Lediglich der Straßenname, die Schule und ein unscheinbares Denkmal am Rande des Spielplatzes erinnern an dieses von 1937 bis 1954 währende Kapitel in der lokalen und nationalen Geschichte. "Allerdings lebt diese Geschichte immer noch in den Erinnerungen von Menschen und das ist der Grund, warum wir eine Audio-Tour schaffen wollten: um Menschen Teil dieser lebenden Geschichte werden zu lassen." Ziel des HistorEsch-Projektes war es, die Öffentlichkeit im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt in Geschichtliches rund um die Minettmetropole einzubeziehen. Und so letztlich einen persönlicheren Zugang zur Geschichte der Stadt zu ermöglichen, als es Gedenktafeln vermögen.

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