Gefangen in der eigenen Wohnung: Kein Aufzug, kein Ausgang für Personen im Rollstuhl
Von Laura Tomassini, Lex Kleren
Während zwei Wochen war Aleksandra Kozak in ihrem eigenen Zuhause eingesperrt. Der Grund: ein kaputter Fahrstuhl. Die 33-Jährige hat Multiple Sklerose und ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Ohne Aufzug kann sie ihre Wohnung im dritten Stockwerk nicht verlassen. Wie "Banalitäten" wie diese Menschen mit einer Behinderung das Leben in Luxemburg erschweren, erzählen sie und ihr Partner im Interview.
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen zuhause fest und können nicht raus. Nicht etwa, weil es eine erneute Pandemie gibt und ein Lockdown verhängt wurde, sondern einfach, weil der Aufzug nicht fährt. Und nun stellen Sie sich vor, das Ganze dauert zwei Wochen, also 14 Tage, in denen sie eingesperrt sind, nicht zur Arbeit können, außer ihrem*r Partner*in niemanden sehen. Klingt absurd? Für Aleksandra Kozak war genau dies nun zwei Wochen lang Realität.
Eigentlich ist die 33-Jährige Anwältin bei der Europäischen Kommission, zieht sich gerne schön an, trägt Makeup, trifft Freund*innen. Das Problem: Aleksandra sitzt seit 2020 größtenteils im Rollstuhl, lebt im dritten Stock und kann ohne Fahrstuhl nicht vor die Tür. Eine Panne, die für andere also lediglich das nervige Schleppen der Einkaufstüte die Treppe hinauf bedeutet, kostet Aleksandra ihre Freiheit, die Wahl, sich aus ihren vier Wänden zu bewegen.
Mehr als eine einfache Panne
2013 wurde bei der gebürtigen Polin Multiple Sklerose diagnostiziert, eine autoimmune Erkrankung des zentralen Nervensystems, welche unter anderem Bewegungsstörungen auslöst. Bis vor einigen Jahren lief Aleksandra mithilfe eines Gehstocks, seit der Covid-Pandemie haben sich ihre Symptome allerdings verschlechtert, so dass sie ohne ihren Rollstuhl nur noch kaum laufen kann.
Als die 33-Jährige mit ihrem Partner Nikolay Terziev am 22. Januar zu ihrem Arzttermin will, bemerkt das Paar, dass der Fahrstuhl ihres Gebäudes in Gasperich nicht funktioniert. "Da es aber zu spät war, den Termin abzusagen, hat mich Nikolay die drei Stockwerke heruntertragen", erklärt Aleksandra. Sie selbst wiegt etwa 60 Kilo, ihr Rollstuhl nochmals fast 20. Durch ihre Erkrankung kann die Anwältin nicht beim Tragen helfen, sondern hängt schlapp da, "wie ein totes Gewicht". Nach einem Anruf bei der Verwaltung der Wohnungseigentümergemeinschaft, das sich um das Wohngebäude kümmert, trifft Nikolay am selben Tag einen Techniker der Firma Otis an, der sich den kaputten Aufzug anschaut. Die "Diagnose": Es muss ein Ersatzteil aus Paris bestellt werden.
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