Forellen im Dienste des Staates

Von Christian BlockMisch Pautsch

Jedes Jahr setzt das Wasserwirtschaftsamt zehntausende Fische in Luxemburgs Flüssen und Bächen aus. Eine Gewässerqualität, die es den Beständen ermöglichen würde, sich auf natürliche Art und Weise zu erholen, wird noch viele Jahre auf sich warten lassen – wenn überhaupt.

Wenn die Bachforellen in der Attert ausgesetzt werden, sind sie schon ein bisschen im Land herumgekommen. Von Lintgen aus sind sie an diesem Morgen eine Reise von rund 20 Kilometern in den Westen des Landes angetreten. Per Auto, wie sich das für luxemburgische Verhältnisse gehört.

Mit einem Kescher schöpft ein Mann eine Ladung Jungfische aus dem Behälter, der auf der Ladefläche des Pickups montiert ist, und schüttet sie in einen hohen, weißen Kunststoffeimer. Die rund zehn Zentimeter langen Fische sind erst im Frühjahr geschlüpft. Im Verwaltungs- und Fachjargon werden sie deshalb „truitelles fario un été“ bezeichnet, weil sie bei ihrer Aussetzung im Herbst einen Sommer alt sind.

Zwei Männer heben den befüllten Bottich von je einer Seite an den Griffen an und tragen ihn Richtung Ufer. Im nassen Untergrund des laubbedeckten Uferrands sinken ihre Schritte ein. Äste knacken unter ihren Stiefeln. Am Wasser angelangt, wiederholt sich das Ritual von eben. Der Kescher hievt den quirligen Forellenschwarm portionsweise aus dem Eimer und gibt ihn in der Attert frei. Wenn der Eimer leer ist, fangen sie wieder von vorne an. Rund 20.000 Fische wird das Vierer-Team so binnen zwei Tagen zwischen Useldingen und der belgischen Grenze aussetzen.

Für die Mitarbeiter*innen der Abteilung Biologie und Fischerei des Wasserwirtschaftsamts ist diese Arbeit Routine. Hauptauftrag der in Lintgen angesiedelten staatlichen Fischzucht ist die Wiederaufstockung der Fischbestände in öffentlichen und verpachteten Gewässern (siehe Infobox). 1954 hat der Staat die Einrichtung in Lintgen übernommen, in der ausschließlich Forellen gezüchtet werden. Das Wasser, das aus eigenen Quellen stammt, beträgt konstant neun Grad Celsius und hat den geeigneten pH-Wert. „Wir verfügen über ideale Bedingungen zum Züchten von Forellen“, erklärt Laurent Charnaut. Seit 2016 koordiniert er die Bereiche Fischzucht und Fischereierlaubnisscheine beim Wasserwirtschaftsamt. In den 44 Teichen und Becken produziert die Verwaltung im Jahr rund 500.000 Fischeier. Fast 400.000 Forellenbrütlinge und 50.000 junge, einsömmrige Forellen werden im Jahr ausgesetzt. Andere Arten wie Äschen, Nasen, Aland, Schleien, Rotfedern oder Brachsen beschafft sie sich über Ausschreibungen bei externen Anbietern.

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