Sie sind vierbeinig, stets zur Stelle und einfach tierisch gut: Assistenzhunde helfen Menschen mit Erkrankungen von A bis Z, ihren Alltag zu meistern – und dies oft auf lebenswichtigem Niveau. Doch um die pelzigen Begleiter herrscht vielerorts ein Mangel an Information, denn trotz staatlich anerkannter Marke heißt es für ihre Besitzer*innen immer noch regelmäßig: „Hunde dürfen hier nicht rein!“
Direkt mit einem Faux-Pas, so startete das Interview mit Marielle Rollmann und Roberto Tralci. Aus Reflex wurde nicht nur das Paar begrüßt, sondern auch ihre zwei Begleiter: Sunny und Lex, die Assistenzhunde der beiden. „Bitte nicht anfassen und auch nicht mit ihnen reden“, meint Marielle. Freundlich, aber bestimmt muss die 41-Jährige regelmäßig über den Umgang mit ihrem vierbeinigen Partner aufklären, denn hierzu herrscht in Luxemburg große Unwissenheit. „Es ist wichtig zu erklären, dass es sich um Assistenz- und keine normalen Familienhunde handelt, denn bei vielen ist dies nicht sofort ersichtlich“, präzisiert Erik Kersting, Hundeerzieher und Verhaltensberater für Begleithunde.
Eine Ablenkung der Tiere durch Außenstehende oder andere Hunde bedeutet für ihre Besitzer*innen nicht etwa lästige Streicheleinheiten von Fremden, sondern kann zu Gefahrensituationen führen, denn die Hunde haben eine oftmals lebenswichtige Aufgabe. „Für Marielle als Diabetikerin ist es beispielsweise enorm wichtig, dass der Hund ständig auf sie fokussiert ist, um eine Über- oder Unterzuckerung frühzeitig zu erkennen. Wenn er den Moment nicht mitbekommt, weil seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt wurde, kann dies schnell lebensbedrohlich für seine Besitzerin werden“, so Kersting.
Lebensrettende Warnung vor dem Anfall
Assistenzhunde sind für viele Menschen ein unabdingbarer Teil ihres Alltags, denn so manche Situation wäre ohne die Vierbeiner nur schwierig zu meistern. „Sie begleiten Menschen mit diversen Krankheiten. Blindenführhunde oder Rollstuhlfahrer mit Hund kennt man ja, aber es gibt auch Signalhunde für Diabetiker, Menschen mit Epilepsie oder Autismus“, erklärt Marielle und wird durch Kersting ergänzt: „Posttraumatische Belastungsstörungen, sowie alle möglichen psychischen Erkrankungen und Herzprobleme gehören auch auf die Liste.“
Der Trainer reist seit Jahren durch die Welt, um an Universitätsprogrammen zum Thema Assistenzhunde zu dozieren und Hunde auszubilden, denn nicht jeder Hund passt zu jedem Krankheitsbild. „Vorwarnhunde für Epileptiker werden zum Beispiel beim Klienten ausgebildet, da es wichtig für das Tier ist, Anfälle zu erkennen und anzuzeigen. Hunde lernen sehr schnell anhand des Geruchs und der Körpersprache zu signalisieren, wenn ein Anfall sich anbahnt.“ Im Durchschnitt würde ein epileptischer Anfall zwölf Stunden im Voraus ersichtlich – eine Fähigkeit, die Leben retten kann. „Epilepsie wird durch die Hunde berechenbar, einen größeren Luxus könnten sich Betroffene nicht wünschen“, sagt Kersting.
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