"Es gibt immer wieder Überraschungen bei Viren"
Von Audrey Somnard, Lex Kleren Für Originaltext auf Französisch umschaltenKleine Tiere fressen keine großen, und doch sind Steckmücken Überträger von Viren, die ganze Populationen dezimieren können. Arten, die es seit der Zeit der Dinosaurier gibt, können uns viel über uns selbst erzählen.
Während seines Aufenthalts in Luxemburg sprachen wir mit Professor Alain Kohl, der einen Lehrstuhl für Virologie an der Liverpool School of Tropical Medicine innehat. Der luxemburgische Forscher interessiert sich insbesondere für Stechmücken, die exotische Viren übertragen, die sich in unseren Regionen ausbreiten.
Lëtzebuerger Journal: Sie haben anlässlich der Konferenz "Mensch gegen Mücke: Weltkrieg zzzzzzzz" im Rahmen der Reihe "Luxemburger Forscher im Ausland" des Institut grand-ducal über Stechmücken gesprochen. Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen? Es hat doch offensichtlich mit Ihrem Fachgebiet als Virologe zu tun, oder?
Prof. Alain Kohl: Ich bin Professor für Virologie und für neu auftretende und infektiöse Krankheiten. Im Allgemeinen interessiere ich mich für die Interaktionen zwischen Viren, Zellen und Immunsystemen. Meine Forschung konzentriert sich jedoch auf Viren, die von Stechmücken übertragen werden, was mein starkes Interesse an der Biologie dieser Insekten erklärt. Ich habe festgestellt, dass bei meinen Virologievorträgen für die breite Öffentlichkeit das reine Thema vielleicht nicht das beliebteste ist, daher suche ich nach zugänglicheren Geschichten. Praktisch jeder wurde schon einmal von einer Mücke gestochen, daher gibt es eine natürliche Verbindung zu diesen Vektoren, egal ob es sich um Mücken, Zecken oder Kriebelmücken handelt. Die asiatische Tigermücke zum Beispiel hat sich mittlerweile in weiten Teilen Frankreichs etabliert, und ich versuche, biologisch interessante Blickwinkel zu finden, die gleichzeitig für die Öffentlichkeit spannend sind.
Es stimmt, dass die breite Öffentlichkeit oft größere Raubtiere wie Haie oder Bären fürchtet, obwohl eine einfache Stechmücke, obwohl sie klein ist, viel gefährlicher sein kann.
Moskitos begleiten uns seit der Zeit der Dinosaurier und überlebten deren Aussterben. Ihre Fähigkeit, sich an den Menschen und andere Tiere anzupassen, zeigt eine gewisse Widerstandsfähigkeit. Man findet sogar gut erhaltene Moskitofossilien in Steinen, die von ihrer bemerkenswerten Entwicklung zeugen.
Waren Mücken schon immer Überträger von Viren und Krankheiten?
Ja, man kann DNA von Plasmodium, dem Erreger der Malaria, sogar in bernsteinfossilisierten Mücken aus dem Eozän finden (das frühe Eozän ist durch die Entstehung der ersten modernen Säugetiere gekennzeichnet, sein Ende durch ein Massenaussterben, den sogenannten "Großen Einschnitt", Anm. d. Red.). Diese Krankheitserreger koevolvierten mit den Moskitos lange vor der Ankunft des modernen Menschen. Stechmücken wie Aedes aegypti stammen ursprünglich aus Afrika südlich der Sahara, wurden aber durch den Menschen in fast allen tropischen Regionen der Welt verbreitet. Ihre angestammte Form aus den Wäldern Ostafrikas ist nicht wirklich an den Menschen angepasst. Dort kann die Mücke zwar neben Ihnen stehen, wird Sie aber nicht angreifen. Ihre weiterentwickelte Form hingegen nimmt lieber Blutmahlzeiten am Menschen zu sich und hat sich gut an unsere Umgebung angepasst. Sie hat sich über den Sklavenhandel in Südamerika ausgebreitet. Ihre Migration nach Asien ist komplexer und beinhaltet wahrscheinlich Routen von Afrika nach Amerika, wobei die Schiffe den Suezkanal passierten. Diese Entwicklungen lassen sich jedoch nur schwer genau datieren.
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