„Es geht nur zusammen mit den Bauern“

Von Christian BlockLex Kleren

Infolge des Klimawandels könnte es in Zukunft häufiger zu Engpässen in der Trinkwasserversorgung kommen. Dem Erhalt der bestehenden Ressourcen kommt deshalb eine zunehmend wichtige Rolle zu. Doch die Anstrengungen zum Trinkwasserschutz kommen nicht nur gut 30 Jahre zu spät. Die eigentliche Umsetzung steht zudem erst am Anfang.

Den Hahn aufdrehen und schon fließt bedenkenlos genießbares Trinkwasser. Was heute noch selbstverständlich ist, könnte es in Zukunft nicht mehr sein. Denn ein wachsender Trinkwasserbedarf in Kombination und verstärkt durch klimatische Veränderungen riskiert, die Versorgung zumindest phasenweise zu gefährden. „Der Klimawandel stellt das Wassermanagement vor große Herausforderungen“, heißt es im nationalen Strategie- und Aktionsplan zur Anpassung an die Effekte des Klimawandels. Das Strategiepapier der Regierung für den Zeitraum von 2018 bis 2023 identifiziert die zu erwartenden klimatischen Auswirkungen auf eine Vielzahl von Sektoren und gibt vor, wie sich das Land darauf vorbereiten kann.

Konkret bedeutet es, dass auch eine erfolgreiche Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad gemäß dem Pariser Klimaabkommen bestimmte Auswirkungen haben wird. „Aus Daten von Meteolux und des Luxembourg Institute of Science and Technology geht hervor, dass die Temperaturen im Durchschnitt heute schon höher sind als in den vergangenen Jahrzehnten“, sagt Bruno Alves vom Ministerium für Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit. Zu den Folgen zählen häufigere tropische Nächte (mit Temperaturen über 20°C), Trockenperioden oder steigende Wassertemperaturen. Wenn es wärmer wird, wird auch mehr Wasser verbraucht, sei es in der Natur durch die natürliche Vegetationszeit oder durch menschliche Aktivitäten, um Pflanzen zu bewässern oder Schwimmbäder zu befüllen.

Eine andere Auswirkung betrifft den Niederschlag. „Bei den Langzeitwerten sehen wir zwar keine großen Unterschiede, doch im vergangenen Jahrzehnt lagen wir siebenmal unter der Durchschnittsmenge“, führt Alves aus. In diesen Jahren regnete es nicht nur insgesamt weniger, sondern es war mehr Niederschlag statt Schnee im Winter zu beobachten und weniger Regen im Sommer – dafür aber mehr Starkregenereignisse und Unwetter. „Das hat einen Impakt auf die gesamte Umwelt.“

Zum Beispiel erneuern sich die Grundwasserbestände dadurch noch weniger. Die Reserven füllen sich normalerweise im Winter auf. Am besten funktioniert das mit Schnee, weil er aufgrund des Sättigungsgrades der Erde langsamer in den Boden einsickert. Höhere Temperaturen führen allerdings auch zu ausgedehnten Vegetationszeiten und einer stärkeren Verdunstung. Die Pflanzen entziehen dem Boden also länger als üblich Wasser. Die Hälfte der Trinkwasserversorgung im Land wird über das Grundwasser abgedeckt. Nach Angaben Tom Schauls vom Umweltministerium liegen die Grundwasserreserven in etwa 25 Prozent unter dem 30-jährigen Durchschnitt.

Angesichts dieser Herausforderungen setzt die Regierung auf eine Strategie mit drei Säulen: Wasser einsparen, das Erschließen neuer Ressourcen – mit dem möglichen Szenario einer Aufbereitung von Moselwasser – und der Schutz der bestehenden Ressourcen. Doch wie funktioniert dieser Schutz in der Praxis? Das sollen zwei sehr unterschiedliche Beispiele veranschaulichen, die im Kern aber vor den gleichen Herausforderungen stehen.

Mammutaufgabe in der Stausee-Region

Zwei Meter hohe Quarzsand-Filter durchläuft das Stauseewasser, bevor es noch mit Chlor desinfiziert wird. Nach insgesamt fünf Arbeitsschritten ist es aufbereitet und startklar für seine weite Reise quer durchs Land. Von der Aufbereitungsanlage des „Syndicat des Eaux du Barrage d’Esch-Sur-Sûre“ (SEBES) wird das Wasser in den Hauptbehälter in Eschdorf gepumpt und gelangt von dort aus über ein Verteilungsnetz von 175km zu Abnehmern wie dem „Syndicat des Eaux du Sud“ (SES). Wer im Südwesten des Landes den Hahn aufdreht, erhält einen strengstens kontrollierten Cocktail aus Quell-, Brunnen- und SEBES-Wasser.

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